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Herrenausstatter Claus von der Heide pflegt die Wertschätzung guter Kleidung

14.11.2018, Autor: Wolfgang Heumer
Herrenausstatter - das Wort gehört schon fast auf die Liste der schützenswerten Begriffe. Warum er vom Aussterben bedroht ist, ist in fast jeder Fußgängerzone zu sehen. Inhabergeführte Fachgeschäfte? Mangelware.
Der traditionsreiche Bremerhavener Herrenausstatter Claus von der Heide trotzt dem Trend. Seit 140 Jahren gehört das Traditionsgeschäft zur Hafenstadt.

"Ich bin Herrenkonfektionär"
Der Besucher will den Mantel ausziehen und schnell achtlos ablegen. Doch dann ein Innehalten: "Darf ich Ihnen den Mantel abnehmen?" fragt Claus von der Heide, Chef des gleichnamigen und traditionsreichen Herenausstatters in Bremerhaven, den Besucher - eher thetorisch, denn den Bügel hat er bereits in der Hand. Dass er eine Augenbraue um den Bruchteil eines Millimeters hochzieht, ist keine Missbilligung, sondern Zeichen ehrlichen Erstaunens: Wie kann man ein Kleidungsstück so geringschätzig behandeln?

Geschäft wird in vierter Generation geführt
"Ich bin Herrenkonfektionär", sagt der 70-jährige mit tiefsitzender Selbstverständlichkeit. Gute Kleidung ist für ihn ein Wert für sich, genauso wie der höflich-korrekte und unaufdringlich-freundliche Umgang mit den Kunden. Von der Heide führt sein Geschäft für Herrenbekleidung in vierter Generation. Mit 140 Jahren gehört es zu den ältesten Handelsunternehmen in der Hafenstadt. Es repräsentiert ein Stück Geschichte Bremerhavens und ist ein Solitär in Zeiten von großen Ketten und bunten Boutiquen. 

Das Unternehmen ist ein Stück Stadtgeschichte
Gegründet wurde das Geschäft von Claus von der Heides Urgroßvater Johann Heinrich Meyer in Geestemünde, als der heutige Stadtteil noch eine selbstständige Stadt und Bremerhaven lediglich eine kleine Dependance Bremens war. Von der Heides Großvater zog mit dem Geschäft später nach Lehe, früher ebenfalls eine Nachbarstadt Bremerhavens. Claus von der Heide ging in den 1980er Jahren schließlich mit dem Laden in die Bremerhavener Fußgängerzone. Der Strukturwandel in Bremerhaven hatte da schon erste Lücken in die Geschäftswelt der Stadtteile gezogen. "Mein Vater war gegen den Umzug", erinnert sich von der Heide, "später hat er dann gesagt: Junge, das hast du richtig gemacht."

Ohne Schnörkel, wertbeständig, klassisch
Herrenausstatter – das Wort gehört schon fast auf die rote Liste der schützenswerten Begriffe. Inhabergeführte Fachgeschäfte sind in Deutschlands Fußgängerzonen Mangelware. Familienbetriebe, deren Kompetenz von Generation zu Generation vererbt wurde, sind fast vollständig verschwunden. Das Geschäft von Claus von der Heide fällt auf, obwohl oder gerade weil die Optik zurückhaltend ist. Die Präsentation ist ohne Schnörkel, die Kleidung wertbeständig – Klassiker eben.

Seit 1924 trägt das Geschäft den Namen „Von der Heide“
„Von der Heide“ heißt das Unternehmen erst seit 1924, als der Schwiegersohn des Gründers und Großvater des heutigen Inhabers das Geschäft übernahm. Opa und Enkel verbindet nicht nur der gleiche Vornamen Claus. „Auch äußerlich gibt es eine gewisse Ähnlichkeit“, lacht Claus von der Heide und zeigt auf das Bild eines älteren Herren mit wenigen Haaren in seinem Büro. Der Großvater stellte mit Weitblick behutsam die Weichen dafür, dass Claus von der Heide 1971 zunächst als Angestellter in das inzwischen von seinem Vater Werner übernommene Geschäft eintrat.

Dem „ehrbaren Kaufmann“ seit der Kindheit verpflichtet
Großvater Claus hatte das Angebot in den 1930er Jahren auf „Knabenbekleidung“ ausgeweitet. Ab 1950 symbolisierte dies ein Logo, auf dem ein gut gekleideter Mann einen ebenfalls korrekt angezogenen Jungen an der Hand hält. „Mein Großvater hat immer gesagt, dass wir beide das sind – Opa und Enkel“, erinnert sich von der Heide. Auch das bestimmte seine berufliche Richtung. Noch mehr prägte ihn aber wohl die Bedingung, die der Großvater an das regelmäßige Taschengeld knüpfte, das er dem Enkel gab: „Ich habe in einem Oktavheft genau notiert, was ich bekommen und was ich ausgegeben habe“, erinnert sich von der Heide. So lernte er die Grundlagen fürs Geschäft, das er 1980 übernahm.

Einzelhändler mit Leib und Seele
Von der Heide ist Einzelhändler mit Leib und Seele, den Kaufmannsberuf lernte er nicht im Familienbetrieb, sondern in einem großen Textilkaufhaus außerhalb Bremerhavens. Erst wollte er eigentlich nicht in die Heimat zurück. Heute kann er sich nicht vorstellen, die Stadt zu verlassen. Trotz ihrer immerhin gut 110.000 Einwohner ist die Stadt familiär, hier kennt jeder jeden. Von der Heide sind der Kontakt und das Gespräch wichtig. Viele seiner Kunden kommen seit Jahren, sie schätzen die individuelle Beratung durch die fünf Angestellten und den Inhaber. Lange hat sich von der Heide auch im Einzelhandelsverband für Bremerhaven engagiert. Angesichts seiner 70 Lebensjahre kann er sich durchaus vorstellen, kürzer zu treten. Er hat auch schon die Fühler ausgestreckt in Sachen Nachfolge. Denn seine Kinder haben signalisiert, dass sie ihren eigenen Karriereweg gehen. Andererseits – ohne das Geschäft zu sein, scheint für ihn unvorstellbar.

Keine Massenware
Immerhin: Den Einkauf der Kollektionen überlässt von der Heide längst gerne dem Fingerspitzengefühl seiner Mitarbeiterin Sabine Ditzen-Blanke. Sie schaut sich an, was die Hersteller anbieten, vergleicht es mit ihren Eindrücken über die kommenden Moden, lässt schließlich in Gedanken die jüngsten Verkaufserfahrungen Revue passieren: „Wenn mir ein Vertreter einen Pullover als gefragten Verkaufsschlager anpreist, winke ich meistens ab“, betont sie. Massenware ist eher etwas für Stores und Shops.

Konservativ? Nein, eher klassisch modisch
Dass der Besucher sein Sortiment als konservativ bezeichnet, irritiert von der Heide für einen Moment. Schließlich trägt er selbst und mit Überzeugung, was er im Geschäft anbietet. Zum klassischen Sakko hat von der Heide heute legere Jeans kombiniert. „Sie meinen doch nicht etwa verstaubt?“ kontert er die Frage nach dem konservativen Sortiment. Für die Antwort „Nein“ reicht ein kurzer Blick auf seine eleganten braunen Lederschuhe – sie sind mit neonblauen Senkeln geschnürt.

Pressekontakt:
Herrenausstatter von der Heide, Claus von der Heide, Tel.: 0471 / 43 193, E-Mail: info@vdh-bremerhaven.de


Der Pressedienst aus dem Bundesland Bremen berichtet bereits seit Juli 2008 monatlich über Menschen und Geschichten aus dem Bundesland Bremen mit überregionaler Relevanz herausgegeben von der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH. Der Pressedienst aus dem Bundesland Bremen arbeitet ähnlich wie ein Korrespondentenbüro. Bei den Artikeln handelt es sich nicht um Werbe- oder PR-Texte, sondern um Autorenstücke, die von Journalisten für Journalisten geschrieben werden.
Auf www.pressedienst.bremen.de gibt es alle bis August 2016 veröffentlichten Artikel. Alle aktuellen Artikel ab August 2016 finden Sie auf der Seite der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH.
Bei Fragen schreiben Sie einfach eine E-Mail an pressedienst@bremen.de


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Foto 1: Claus von der Heide führt in vierter Generation sein Geschäft für Herrenbekleidung, das mit 140 Jahren zu den zehn ältesten Handelsunternehmen in Bremerhaven gehört. © WFB/Focke Strangmann

Foto 2: 140-jähriges Firmenjubiläum: Traditionsreiche Einzelhandelsgeschäfte wie das des Herrenausstatters Claus von der Heide in Bremerhaven sind etwas Besonderes in der Welt der Stores, Shops und Retailer. © WFB/Focke Strangmann

Foto 3: Claus von der Heide begann 1971 zunächst als Angestellter im Familienunternehmen. Seit 1980 führt er das Traditionsgeschäft fort. © WFB/Focke Strangmann



 


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