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Verdichtung der Hafenkante

07.07.2020, Autor: Metropolis, Ausgabe Bremerhaven 2020
Im Entwicklungsgebiet Rudloffstraße sollen sich alte und neue Nutzungen ergänzen. Das Ziel: ein innenstadtnahes,lebendiges Quartier, das an die Havenwelten angrenzt

Im Zuge des Strukturwandels hat sich die Stadt Bremerhaven das Ziel gesetzt, im Bereich der Rudloffstraße in enger Abstimmung mit den Bürgerinnen und Bürgern vor Ort ein innenstadtnahes lebendiges Quartier zu entwickeln. Das aktuell durch eine ungeordnete Bau- wie Nutzungsstruktur geprägte Gebiet, soll künftig verschiedenste Dienstleistungsangebote sowie Wohnen und Arbeiten in sich vereinen.

In kaum einem anderen Bezirk Bremerhavens wird der tiefgreifende Strukturwandel der Stadt greifbarer als rund um die Rudloffstraße. Der heute durch eine ungeordnete Bau- und Nutzungsstruktur sowie Baulücken und Brachen gekennzeichnete Bezirk, entwickelte sich einst aus einer schlecht angebundenen Grünlandschaft heraus zu einem wichtigen Zentrum für die Hafenwirtschaft der Stadt. Neben Öl- und Petroleumlagern siedelten die Bremerhavener hier Umschlagplätze für Waren, eine Gasanlage sowie Quarantäne- und Seuchenstationen an. Die teils noch bestehende  hafentypische Schuppenstruktur zeugt heute ebenso wie die alten Gleisanlagen, Lagerhallen und der Zollzaun von der hafenwirtschaftlichen Nutzung, die bis zum Ende des 19. Jahrhunderts das Quartier zwischen der Barkhausenstraße im Osten, des Szeneviertels „Alter Bürger“ im Westen sowie dem Zolltor „Roter Sand“ und der Lloydstraße im Süden dominierte.

Im Zuge der sich verdichtenden Bevölkerung Ende des 19. Jahrhunderts erschloss sich die Stadt das Quartier zudem als Wohnraum. Der wachsenden Wohnraumnot wurde damals durch einen neuen Bautyp in Form von fünfgeschossigen Wohnhäusern begegnet, die im Erdgeschoss zusätzlich Raum zur gewerblichen Nutzung boten. Die Gebäude erhielten prunkvoll ausgestattete Fassaden, die ihren Glanz in den Hinterhöfen allerdings  stark vermissen ließen. Ein Großteil dieser Baustruktur ist bis heute am „Alten Bürger“ zu finden und hat den Zweiten Weltkrieg überstanden. Die industriellen Nutzungen hingegen wurden stark zerstört und konnten nie rekonstruiert werden. Nach Kriegsende folgte daher ein starker Abfall der Nutzungsdichte, was neben den nie geschlossenen Baulücken auch heute noch die schwerwiegenden Folgen des Krieges für das Quartier widerspiegelt.

Innenstadtnahe Lage nutzen

In den Randbereichen zur „Alten Bürger“ entstanden in den Nachkriegsjahren moderne Wohnblöcke im Stil ihrer Zeit, die den Charme der älteren noch unversehrten historischen Bebauung vermissen lassen und insgesamt zu einem heterogenen Bebauungsbild beitragen. Entlang der Rudloffstraße, wo sich teils noch dicht gereihte, für die Hafenwirtschaft typische Schuppen finden, ist eine unstrukturierte Nutzung durch Kleinunternehmen entstanden: Hier siedelten sich viele kleinere Werkstätten, Handelsfirmen und Dienstleister wie Tankstellen und Supermärkte an. Die historisch gewachsene heterogene Bebauungs- sowie Nutzungsstruktur wird der Qualität der innenstadtnahen Lage sowie dem direkten Anschluss an das Tourismusresort Havenwelten des Quartiers nicht gerecht. Aus diesem Grund hat sich das Magistrat mit dem Stadtplanungsamt Bremerhavens zur Umstrukturierung des Bezirks entschieden: Im Rahmen der Entwicklung des neuen Quartiers um die Rudloffstraße wird angestrebt, alte und neue Nutzungen so zu ergänzen, dass sich das Gelände nachhaltig mit innenstadtnahem Leben füllt.


Das erklärte Ziel, Wohnen und Arbeiten sowie unterschiedliche Dienstleistungsangebote zu vereinen, soll durch flexible und durchdachte Lösungsmodelle zu einer nachhaltigen Entwicklung und Revitalisierung des Quartiers beitragen. Neben der baulichen Verdichtung strebt die Stadt eine Etablierung innenstadtnahen Lebens an, das den unterschiedlichen Bedürfnissen der Bürgerinnen und Bürger Bremerhavens begegnet. In einem mehrjährig angelegten Revitalisierungsprojekt soll sich hier innovativer Städtebau unter Beteiligung der Öffentlichkeit realisieren.

Zukunftswerkstatt begleitet die Entwicklung

Um dies umzusetzen, veranstaltete die Stadt Bremerhaven bereits im Jahr 2017 eine Zukunftswerkstatt, die sich einer hohen Bürgerbeteiligung erfreute. Hier erzielte Ergebnisse fließen dokumentiert in einem Kriterienkatalog in weitere Projekt- und Stadtentwicklungsmaßnahmen ein. Unter diesen Kriterien finden sich neben dem Wunsch nach einer lebendigen Entwicklung der Freiräume durch die Einrichtung öffentlicher Plätze, Wege und Begrünungsmaßnahmen sowie der Realisierung eines abwechslungsreichen Freizeitangebots zudem wirtschaftlich orientierte Ansprüche. Dies stellt einen grundlegenden Aspekt zur Realisierung einer Mischnutzung durch Arbeiten und Wohnen dar.

Zudem ist der Ausbau des bereits gut integrierten Mobilitätssystems eine wichtige Aufgabe. Ergänzend dazu wird die Etablierung alternativer Mobilitätsangebote in Form von Carsharing und der Ausbau von Fußgänger- und Radwegen angestrebt. Über allen Interessen der Werkstattteilnehmer stand jedoch der dringende Wunsch, die Identität des Areals zu wahren. Dies gelingt in erster Linie durch den Erhalt sowie die sinnvolle Umnutzung des historischen Gebäudebestandes. Im Zuge von Neubaumaßnahmen ist die gestalterische Qualität für das Quartier in den Fokus zu stellen. Zugleich wurde eine weniger intensive Nachverdichtung gewünscht.

Die städtebauliche Realisierung der Kriterien und Ideen, die sich zusätzlich aus den Ergebnissen eines Studierendenprojekts in Zusammenarbeit mit der Hochschule Oldenburg speisen, sind langfristig angelegt und können nur in Einzelschritten umgesetzt werden. Dabei gestalten sich die stark heterogenen Eigentumsverhältnisse ebenso wie die teilweise noch zu beseitigende Schadstoffbelastung der Grundstücke herausfordernd. Desgleichen ist die durch die Nähe des Hafens bedingte, notwendige Entwicklung eines Lärmschutzkonzepts eine Herausforderung, der sich Magistrat und Stadtplanungsamt in den vergangenen Jahren annehmen mussten.

Anfang des Jahres 2020 sollte ursprünglich die Präsentation des ersten Rahmenplans zur Entwicklung sowie die öffentliche Diskussion konkreter Konzepte zu Bebauungsfragen, Mobilitätsausbau und Freiraumplanung stattfinden. Aufgrund der Corona-Krise musste dieser Termin jedoch vorerst vertagt werden. Die Umsetzung erster privat finanzierter Projektentwicklungen, wie die Bebauung des Grundstücks der Alten Feuerwache, setzten vielversprechende Impulse in Richtung Revitalisierung und Verdichtung der Hafenkante. Weitere Stadtentwicklungsmaßnahmen werden folgen und lassen auf eine lebendige Entwicklung des historisch bedeutsamen Quartiers rund um die Rudloffstraße hoffen!


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