Von ihrem Büro aus hat Julia Baecher einen guten Blick auf den Neuen Hafen. Noch ist es vergleichsweise ruhig im Hafenbecken, wo auch die historischen Museumsschiffe ihren Liegeplatz haben. Das wird sich zur
SAiL 2025 schlagartig ändern: Dann werden 250 Schiffe aus aller Welt in Bremerhaven erwartet, und die Seestadt verwandelt sich in eine internationale Bühne für eines der größten Windjammer-Festivals Europas. Die Veranstalter rechnen mit rund 1,2 Millionen Gästen zwischen dem 13. und 17. August. „Die Sail ist das Aushängeschild für Bremerhaven, alle sprechen darüber“, sagt Julia Baecher.
Für sie ist diese Veranstaltung eine ganz besondere, es ist nicht nur ihre erste SAiL als Schiffsmanagerin, sondern auch die erste nach zehn Jahren. Coronabedingt musste das für 2020 geplante maritime Fest entfallen. Entsprechend hoch sind die Erwartungen an das diesjährige Event, das weiß auch die 31-Jährige. Sie ist die Neue – und sie will liefern. „Aber ich habe keine Zeit, um aufgeregt zu sein“, sagt sie und lächelt.
Die Gästeliste der eingeladenen Windjammer steht zwar ebenso wie das Rahmenprogramm, aber kurz vor der SAiL gibt es noch viel zu erledigen für Julia Baecher: Die Schiffseigner müssen über die Lagepläne informiert, Kapitänsgeschenke organisiert, Räume für die vielen freiwilligen Helfenden organisiert werden. Und es geht um die Infrastruktur vor Ort: Wo ist Wasser? Wo Strom? Wo werden die Toilettenwagen stehen? Wann können die Schiffe betankt werden? Julia Baecher telefoniert mit Behörden, den Schiffseignern, plant mit dem Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt die Einlaufparade der Segler, sammelt Ideen für den Festumzug der Besatzungen, informiert das Hafenamt und die Schlepper – und packt selbst mit an, wo es nötig ist. „Derzeit setze ich mich jeden Tag anderthalb bis zwei Stunden hin, um die Plaketten für die Schiffe zusammenzuschustern“, berichtet Baecher.
Erste Einladungen gehen drei Jahre vorher raus
Die Wahl-Bremerhavenerin bringt beste Voraussetzungen für diesen vielfältigen Job mit: Sie spricht Englisch und Spanisch, ist ein Organisationstalent – und kann auch noch segeln. Vor vier Jahren hat die gelernte Veranstaltungskauffrau bei der städtischen Touristikgesellschaft Erlebnis Bremerhaven die Aufgabe der Schiffsmanagerin übernommen. In ihrem Beruf geht es viel um Klinken putzen, sie ist mit den segelnden Besatzungen genauso in Kontakt wie mit den Botschaften der eingeladenen Nationen und muss sich immer wieder in Erinnerung bringen. Das gefalle ihr besonders an ihrem Beruf: „Es sind die vielen verschiedenen Menschen aus den unterschiedlichsten Ländern, die man trifft und ins Herz schließt“, sagt Julia Baecher.
Die ersten Einladungen für die Teilnahme an der SAiL gehen zwei bis drei Jahre vor der Veranstaltung raus, denn schließlich muss das Event in den Törnplan des Schiffes passen. Dabei bekommt sie Unterstützung vom Auswärtigen Amt. „Je früher man anfängt, desto besser“, sagt Julia Baecher. Damit hat sie Erfolg: Für die diesjährige SAiL konnte sie neben vielen Stammgästen auch einige Neulinge unter den Windjammern gewinnen. So schickt Peru erstmals die Viermastbark „Union“, Uruguay segelt mit dem Dreimastschoner „Capitan Miranda“ nach Bremerhaven und die Deutsche Marine wird mit der restaurierten „Gorch Fock“ vertreten sein. Zu den weiteren Highlights zählt die „Belem“ aus Frankreich, die 2024 das olympische Feuer nach Marseille gebracht hat. Groß ist die Freude auch über die Zusage der „Shabab Oman II“, das Segelschulschiff der Royal Navy des Sultanats Oman. „Das ist etwas ganz Besonderes“, sagt die 31-Jährige.
„Die bisherigen Liegepläne sind erstmal in den Müll gewandert“
Der Liegeplan der 250 erwarteten Schiffe ist für Julia Baecher zurzeit eines der wichtigsten Werkzeuge. Darauf kann sie die Windjammer nach Belieben so hin- und herschieben, dass jeder der 1.145 Kajenmeter bestmöglich genutzt wird. Doch manchmal gerät die beste Planung unvorhergesehen durcheinander, das musste auch die gebürtige Flensburgerin schon erfahren. Denn unter den angekündigten Neulingen für die SAiL war ursprünglich auch das mexikanische Segelschulschiff „Cuauhtémoc“, das bei einem Unfall im Mai die New Yorker Brooklyn Bridge rammte. Zwei Menschen starben, die SAiL-Organisatoren waren geschockt von der Tragödie. Sofort war auch klar, dass das Segelschiff nicht mehr nach Bremerhaven kommen würde. „Die bisherigen Liegepläne sind dann erstmal in den Müll gewandert.“ Aber die Schiffsmanagerin lässt sich von so etwas nicht verunsichern, auch das gehört zu ihrem Job.
Auch wenn sie wahrscheinlich wenig Zeit zum Durchatmen haben wird, ist die Vorfreude auf das Bremerhavener Großevent bei Julia Baecher groß. „Das Leben im Hafen ist für mich immer sehr besonders“, sagt sie. „Aber ich habe auch eine hohe Erwartungshaltung an mich und hoffe, dass ich an alles denke.“ Bis ins Letzte lasse sich ohnehin nicht alles planen, mit Unwägbarkeiten müsse man lernen, umzugehen. Viele Schiffe haben einen weiten Törn hinter sich, wenn sie im August in Bremerhaven eintreffen. „Auf dem Weg kann immer etwas passieren“, sagt Baecher. „Tatsächlich ist es das Schönste, wenn die Schiffe nach der SAiL wieder fahren und alle heile sind“, sagt sie und lacht.
Seit acht Jahren ist die Seestadt Baechers Zuhause
Geboren und aufgewachsen in Flensburg mit der Nähe zum Wasser hat sich die Liebe zu Schiffen schon in der Kindheit entwickelt: Julia Baechers Leidenschaft gilt dem Segeln. Ihr bisher längster Törn ging über 15 Tage von Bremerhaven nach Lissabon, auf einem Windjammer inklusive Nachtwache und Übernachtung in der Hängematte. Als Baecher sich nach dem Abitur um eine Lehrstelle bewarb, war schnell klar: Der Ausbildungsort sollte am Wasser liegen. „So bin ich über Bremerhaven gestolpert“, erinnert sie sich. „Als die Zusage kam, habe ich mich riesig gefreut.“ Seit inzwischen acht Jahren ist die Seestadt ihr Zuhause. „Ich mag es, nach der Arbeit am Deich zu spazieren und mich durchpusten zu lassen“, sagt sie.
Pressekontakt:
Julia Baecher, Erlebnis Bremerhaven GmbH, Tel: +49 471 80936 410, E-Mail: baecher@erlebnisbremerhaven.de
Der Pressedienst aus dem Bundesland Bremen berichtet monatlich über Menschen und Geschichten aus dem Bundesland Bremen mit überregionaler Relevanz, herausgegeben von der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH. Bei den Artikeln handelt es sich nicht um Werbe- oder PR-Texte, sondern um Autorenstücke, die von Journalistinnen und Journalisten geschrieben werden. Redaktionen können den Text komplett, in Auszügen oder Zitate daraus übernehmen.
Das Bildmaterial ist bei themengebundener Berichterstattung und unter Nennung des jeweils angegebenen Bildnachweises frei zum Abdruck.
Bei Fragen schreiben Sie einfach eine E-Mail an: pressedienst@bremen.de