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22.01.2024, Autor: Wolfgang Heumer
Eine der ersten Adressen in der Welt des Wassersports befindet sich direkt hinter dem Deich in Bremerhaven. Wo einst Lotsen ihre Heimat hatten, bringt judel/vrolijk & co moderne Segelyachten auf Erfolgskurs. Aus ihrer „Feder“ stammen neben Serienbooten, Einzelbauten bis zu 60 Metern Länge und schnellen „Rennziegen“ auch Hightech-Schiffe für den kommerziellen Einsatz.

Elegant ist die Yacht auf jeden Fall, deren Modell im Obergeschoss eines modernen Bürogebäudes am Weserdeich in Bremerhaven steht. Der in einem dunklen Blaugrün gehaltene Rumpf ist lang gestreckt, ein schmaler goldener Streifen im oberen Bereich unterstreicht die schlichte und schlanke Linienführung des Schiffes, das im Original 57,5 Meter misst. Ist so etwas purer Luxus oder sogar noch sportlich? Torsten Conradi und Johan Siefer lächeln ein wenig und lupfen leicht die Augenbrauen. „Natürlich ist diese Yacht sportlich“, sagt Conradi und ergänzt mit derselben Selbstverständlichkeit: „Das ist doch eine unserer Stärken.“ Der 67-Jährige und sein Kollege Johan Siefer sind Geschäftsführer und Partner des Ingenieurbüros judel/vrolijk & co, das zu den erfolgreichsten Yachtdesignern weltweit gehört. „Allein 2023 haben Schiffe von uns drei der ganz großen internationalen Regatten gewonnen, darunter einen Weltmeistertitel“, ergänzt der 44-jährige Siefer.

Standort mit fantastischen Perspektiven

Gegründet wurde das Büro 1978 von den Schiffbauingenieuren Friedrich „Fietje“ Judel und Rolf Vrolijk, 1986 ergänzte der gebürtige Bremer Conradi – ebenfalls Schiffbauingenieur – nach ersten Berufsjahren in der Forschung zu Aero- und Hydrodynamik das Duo. Kurze Zeit später wurde Conradi Partner. Seit 1991 ist die Firma mit inzwischen zwölf Beschäftigten in Bremerhaven beheimatet. Der Standort am Deich war einer der Gründe, warum die Designer ihren Sitz in die Seestadt verlegten: „Wo findet man sonst als Schiffbauunternehmen ein Büro, das einen so fantastischen Blick aufs Wasser bietet“, sagt Torsten Conradi.

Richtungsweisend für den internationalen Segelsport

Der Platz hat eine gewisse Symbolik. Einst stand dort das Haus der Lotsenbruderschaft, die den Schiffen auf Weser und Jade den sicheren Kurs zeigte. Ähnlich richtungsweisend bestimmen die jetzt dort Arbeitenden den Kurs in den höchsten internationalen Klassen des Segelsports. Eines der Beispiele für die ersten großen Erfolge des Designbüros steht nur wenige hundert Meter entfernt vor dem Deutschen Schifffahrtsmuseum: Die Hochsee-Rennyacht Diva des Bremer Unternehmers und Wassersportlers Berend Beilken gehörte zu den drei deutschen Schiffen, die 1985 den „Admiral’s Cup“ – das härteste europäische Segelrennen – als Team für sich entschieden. Mit einer Länge von 13,57 Meter zählte die Diva zu den größten Rennyachten ihrer Zeit. „Heute reden wir über Längen von 20, 30 Metern oder eben auch 60 Metern wie bei der Yacht, dessen Modell da drüben steht“, erläutert Johan Siefer.

Materialien wie beim hochmodernen Flugzeugbau

Die Evolution des Yachtbaus ist an einer Wand des Bürogebäudes in einer Vielzahl von Halbmodellen der Rumpfformen dokumentiert. Nicht nur die äußeren Linien – der sogenannte Riss – der Boote und ihre Größe haben sich verändert. Auch die Materialien und Produktionsverfahren für ihren Bau sind längst Hightech-Anwendungen aus Carbonfasern und anderen ultraleichten Werkstoffen, wie sie beim hochmodernen Flugzeugbau verwendet werden. Auch die Arbeitsmethoden und Werkzeuge der Ingenieure und Designerinnen und Designer haben sich grundlegend gewandelt. „Als ich anfing, hatten wir noch Zeichentische und Kurvenlineale“, erinnert sich Torsten Conradi, „du kennst das gar nicht mehr, oder?“, wendet er sich an seinen Kollegen.

Die Begeisterung fürs Segeln verbindet das Team und seine Kunden

Johan Siefer hat unmittelbar nach dem Schiffbau-Studium vor 17 Jahren bei judel/vrolijk & co als „Naval Architect“ angefangen, wie der Beruf international einheitlich heißt. Mittlerweile gehört er wie Conradi zu den Partnern, die das Unternehmen tragen: „Hier werden die Weichen Richtung Zukunft mit Weitblick gestellt“, sagt er. Das verbindende Element zwischen den Ingenieuren aus unterschiedlichen Generationen „ist die Liebe und Begeisterung fürs Segeln“, betont Siefer.

Stolz auf die Erfolge

Die teilen die Yachtdesigner auch mit ihren Kundinnen und Kunden, zu denen beispielsweise der Hamburger Harm Müller Spreer gehört. Mit seiner Yacht „Platoon“ hat er im August 2023 nach 45 Rennen in fünf Regatten die Rolex-TP52-Weltmeisterschaft gewonnen – gebaut wurde sie von den Bremerhavener Konstrukteuren. Solche besonderen Boote sind natürlich Einzelbauten wie die „Pink Gin“, deren beeindruckendes blaugrünes Modell mit dem goldenen Streifen im Obergeschoss des Designbüros steht. Gebaut wird es von Baltic Yachts. Die finnische Werft gehört zu den Großen der Branche. Judel/vrolijk & co hat aber auch „Otto-Normal-Segler“ im Blick und entwickelt Serienboote, die nicht gleich einen sieben- oder achtstelligen Betrag kosten. Unter anderem arbeitet das Büro für den schwedischen Yachthersteller Najad und den deutschen, in Bremerhaven gegründeten Hersteller Bente-Yachts.

Im Laufe der Jahre haben sich zwei weitere starke und selbstständige Geschäftszweige entwickelt. Mit der judel/vrolijk brokerage GmbH ist das Unternehmen vor einigen Jahren erfolgreich in den Handel mit luxuriösen Yachten eingestiegen. Seit einiger Zeit übernimmt die Tochterfirma auch das Charter-Management für jene Klientel, die ihre wertvollen Wasserfahrzeuge nicht selbst nutzen, sondern vermieten wollen.

Elegante Passagierschiffe mit Yacht-Charakter im Portfolio

Kommerzielle Verwendungszwecke bestimmen zunehmend auch die vom Designteam und den Ingenieuren entwickelten Boote. Auf dem Vierwaldstätter See fahren inzwischen drei Passagierschiffe, die – an Eleganz und Schönheit unzweifelhaft erkennbar – die Handschrift der Bremerhavener tragen. Auf den elektronischen Reißbrettern des Ingenieurbüros sind außerdem bereits Flussschiffe zu sehen, die ihre Eigenschaft als „Passagierdampfer“ mit dem Charakter exklusiver Yachten verbinden.

Innovatives Segelschiff für den Kurswechsel in der Kreuzfahrtindustrie

Das jüngste Projekt von judel/vrolijk & co könnte Maßstäbe für die internationale Kreuzfahrtindustrie setzen. Das Team hat das Konzept eines Reiseschiffes entwickelt, das bei einer Länge von etwa 80 Metern 60 Passagiere befördern kann. Mit dem Konzept steht das Bremerhavener Büro an der Spitze eines Trends. Immer mehr große Reiseunternehmen wie zuletzt der französische Hotelkonzern Accor legen Pläne für segelnde Kreuzfahrtschiffe auf den Tisch. „In der Regel sind die Segel dabei nur ein zusätzlicher Antrieb, der Motor bleibt der Hauptantrieb“, verdeutlicht Siefer den Unterschied. „Unser Schiff wird dagegen die meiste Zeit tatsächlich wie eine unserer großen Maxi-Yachten allein unter Segeln fahren.“

Das Konzept ist mittlerweile in einem gemeinsamen Projekt mit der Wirtschaftsförderung BIS Bremerhaven bis zur Baureife entwickelt. „Eigentlich fehlt uns nur noch ein Reeder, der es bauen lässt und einsetzt“, sagt Torsten Conradi. Angesichts der Erfolge, die die anderen Segelyachten aus seinem Haus erzielen, sollten Interessenten zu finden sein.

Pressekontakt:
Torsten Conradi, Geschäftsführer und Partner von Judel, Vrolijk & Co, www.judel-vrolijk.com , info@judel-vrolijk.com, +49 (0)471 308811-0

Bildmaterial:
Das Bildmaterial ist bei themengebundener Berichterstattung und unter Nennung des jeweils angegebenen Bildnachweises frei zum Abdruck.
Foto 1:  Johan Siefer (links) und Torsten Conradi vor dem Bild einer Rennyacht. © WFB/Björn Hake
Foto 2:  Im Hintergrund hängen Halbmodelle der Rumpfformen. © WFB/Björn Hake
Foto 3:   Luxuriöse und sportliche Yachten gehören zum Portfolio. © WFB/Björn Hake
 
Der Pressedienst aus dem Bundesland Bremen berichtet bereits seit Juli 2008 monatlich über Menschen und Geschichten aus dem Bundesland Bremen mit überregionaler Relevanz herausgegeben von der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH. Bei den Artikeln handelt es sich nicht um Werbe- oder PR-Texte, sondern um Autorenstücke, die von Journalisten für Journalisten geschrieben werden. Es ist erwünscht, dass Journalistinnen und Journalisten den Text komplett, in Auszügen oder Zitate daraus übernehmen.
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