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MAFI & TREPEL Technology nimmt Fahrt auf

Mit der MAFI & TREPEL Technology GmbH konnte 2020 eine in ihrem Markt führende Unternehmensgruppe für den Standort Bremerhaven gewonnen werden. Wie der Produktionsstart verlaufen ist und wie das in alle Welt exportierende Unternehmen mit den Auswirkungen der Corona-Krise und des Ukraine-Kriegs umgeht, erläutert Geschäftsführer Werner Berger im Interview mit der BIS news.

01.10.2023
Autor: Marc Alexander Wagner

Interview mit Werner Berger, Geschäftsführer der MAFI & TREPEL Technology GmbH

2021 konnte MAFI & TREPEL Technology den Spatenstich in Bremerhaven feiern. Sind Sie mit dem Fortschritt seitdem zufrieden?

Zu Beginn, bis zum Spatenstich, waren wir relativ gut im Zeitplan. Dann hat sich der Bau doch etwas verzögert. Trotz aller Voruntersuchungen war das Thema Bodenbeschaffenheit wesentlich anspruchsvoller als erwartet. Dann kamen noch die Lieferengpässe. So hat sich unser Bauvorhaben sicherlich um ein gutes Jahr verzögert. Verwaltungs- und Sozialgebäude sowie Produktionshalle stehen, doch „Zubehör“ hat sich bis zum heutigen Tag ver zögert. So langsam sind wir jetzt aber angekommen – und es fängt an, rund zu laufen.

Können Sie uns kurz einen Einblick in die Produktion geben? Wie ergänzt der Standort im Norden Ihren Stammsitz im Süden?

Tauberbischofsheim ist seit Jahrzehnten der Sitz der Unternehmen TREPEL und MAFI. Dort finden Entwicklung, Konstruktion, Beschaffung, Produktion und Vertrieb unserer Produkte statt. Wir produzieren mit einer sehr hohen Fertigungstiefe. In Bremerhaven konzentrieren wir uns auf die Montage ausgewählter Produkte. Hier werden Fahrzeugrahmen und Komponenten angeliefert.
Seit Mitte 2022 produzieren wir vor Ort, mit steigenden Stückzahlen. Dank der großen Fläche in Bremerhaven können wir auch in Vorleistung gehen und Fahrzeuge in der Basiskonfiguration vorfertigen. Diese werden dann spezifisch nach Kundenwunsch ausgerüstet. Im Gegensatz zu unseren anderen Standorten konnten wir in Bremerhaven auch eine Inbetriebnahmestrecke für interne Tests und die Kundenabnahme unserer Fahrzeuge bauen. Und dann versenden wir in alle Welt, wobei wir natürlich sehr profitieren von der Nähe zum Überseehafen.

Das klingt, als hätten Sie sich gut eingelebt...

Wir sind inzwischen schon sehr gut vernetzt hier in der Region, wollen das aber noch weiter ausbauen. Wir haben mehrere Zulieferer, die uns als verlängerte Werkbank bei der Montage unterstützen und bedarfsgerecht zur Montage anliefern. Hier am Amerikaring lagern aktuell auch nur die großen Teile, die man seltener transportieren möchte, also Fahrzeugrahmen und -kabinen oder Ballastgewichte. Für alle weiteren Komponenten haben wir von einem lokalen Logistikunternehmen eine große Halle am Grauwallring angemietet. Wenn die Teile kommissioniert werden für die Produktion, holt ein MAFI-Terminaltraktor die Waren ab. Auch die Verschiffung über den Hafen lassen wir natürlich die Fachfirmen vor Ort machen.

Welche Rolle spielt das Wort „Technology“ im Firmennamen?

Wir haben hier erstmals die Firmierungen der beiden Schwesterfirmen in einem Unternehmen vereint, da wir mit dem Standort Bremerhaven primär deren Produktionskapazitäten erweitern. Aber wir entwickeln auch neue Technologien, die in Bremerhaven auf unserer Teststrecke erprobt werden sollen. Zum Beispiel erhöhen wir kontinuierlich die „Intelligenz“ in den Fahrzeugen für Systeme zur Fahrerassistenz und zum vollautomatisierten Fahren. Aber auch bei den Antriebstechnologien decken wir die ganze Bandbreite ab, von den Verbrennungs-
motoren mit Diesel, aber auch Benzin oder sogar Gas, bis zu Batterieantrieben und der Wasserstoff-/Brennstoffzellentechnologie. In den vergangenen Jahren hat bei den batterieelektrischen Antrieben eine rasend schnelle Entwicklung eingesetzt. Dem Thema stellen wir uns – allerdings auch schon seit vielen Jahren.

Zu MAFI gehört auch die Marke „Eidechse“, die schon vor über 100 Jahren die ersten batteriebetriebenen Fahrzeuge auf die Straße gebracht hat. Wegen der Knappheit und den Klimafolgen der fossilen Brennstoffe gewinnen die alternativen Antriebe aber immer mehr an Bedeutung. Das geht wesentlich schneller, als auch wir es erwartet haben. Wir brauchen andere Komponenten und anders qualifiziertes Personal. Vielleicht weniger Schlosser und mehr Mechatroniker/Elektriker, um es mal so auszudrücken.
Da schneiden wir das Thema Fachkräftemangel an... Das ist natürlich – auch hier für die Region – eine große Herausforderung, der wir uns stellen. Wir haben zum Beispiel schon bei mehreren Aktionen für das Unternehmen geworben, auch gemeinsam mit der Bundesagentur für Arbeit. Nach und nach bekommen wir die qualifizierte Arbeitskräfte, die wir benötigen. Wir sind zuversichtlich, dass unser Standort in Bremerhaven eine gute Entwicklung nehmen wird.

Die Firmen MAFI und TREPEL exportieren in mehr als 150 Länder und haben ein internationales Netzwerk von Zulieferern. Sind und waren Sie von den globalen Störungen der Lieferketten betroffen?

MAFI hat einen sehr großen Exportanteil, bei TREPEL liegt dieser sogar bei rund 95 Prozent. Lieferkettenabrisse haben wir gefühlt jeden Tag erlebt – bei den Baumaßnahmen, aber auch bei der Herstellung unserer Produkte. Bei manchen Fahrzeugen fehlt nur noch ein Stecker oder ein Kabel. Da haben sich die Corona-Pandemie und zuletzt auch der Ukraine-Krieg erheblich ausgewirkt. Der Stahl für die Fahrzeugrahmen kam zu einem großen Teil aus einem großen Stahlwerk in der Ukraine – das hat sich von heute auf morgen geändert. Nachdem wir das mit ganz neuen Lieferwegen und teilweise auch zu extremen Kosten gelöst hatten, kamen die Komponentenlieferanten, die Motoren, die Getriebe, die Achsen und so weiter. Da haben sich Beschaffungszeiten teilweise vervierfacht. Und bei den Elektronikbauteilen und Halbleitern spielt ohnehin die Welt verrückt. Es kommt jetzt wieder langsam in geregelte Bahnen, aber wird trotzdem auch eine riesige
Herausforderung bleiben.

Wie sehen Sie die Zukunft Ihres Standorts in Bremerhaven?

Wir haben hier die Möglichkeit des Wachstums, die wir in Tauberbischofsheim nicht mehr haben. Wir planen den Standort – abhängig von der Entwicklung des Marktes und der Fachkräftesituation – weiter auszubauen mit Montagehallen und einem Logistikzentrum. Strategisch wollen wir in Bremerhaven verstärkt große Geräte aus unserem Portfolio bauen, um uns weite und aufwendige Schwertransporte über öffentliche Straßen zu ersparen.

MAFI & TREPEL Technology
Die MAFI & TREPEL Technology GmbH kombiniert Produkte und Expertise der MAFI Transport-Systeme GmbH und der TREPEL Airport Equipment GmbH. TREPEL ist der führende Hersteller von Flughafenvorfeldgeräten im Bereich der zivilen Luftfahrt. Unter dem Begriff „Ground Support Equipment“ (GSE) umfasst das Produktsortiment Geräte zur Abwicklung von Frachten und Passagieren auf dem Flughafenvorfeld: Lader und Transporter, Zugmaschinen, Flugzeugschlepper, Cateringfahrzeuge und Ambulifts.
Die MAFI-Schwerlastfahrzeuge zum Umsetzen von Containern, Sattelaufliegern, Cargo-/Rolltrailern und speziellen Containerchassis sind in den Seehäfen, der Industrie und den Logistikzentren weltweit im Einsatz.

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