Startseite Leichte Sprache Gebärdensprache

Heidjer Dachdecker: Qualitätsgewinn durch Selbstständigkeit

Immer schneller, immer mehr Druck und immer weniger Zeit für eine gute Leistung? Nein, sagte sich Volker Quare-Kunz. Nach vielen Jahren als angestellter Altgeselle in Dachdecker-Betrieben entschied sich der 43-Jährige für Qualität, kündigte seinen festen Job und gründete sein eigenes Unternehmen. „Der Schritt war genau das Richtige“, sagt er - denn er führte zu mehr Zeit für die Familie und mehr Zufriedenheit bei der Arbeit.

12.11.2025
Autor: Wolfgang Heumer

Kofinanziert von der Europäischen Union

Volker Quare-Kunz ist kein Freund großer Worte oder langer Sätze. Wenn er etwas sagt, vor allem wenn er etwas über sich selbst erzählt, legt er einen ähnlichen Maßstab an wie bei seiner Arbeit: Es muss einfach passen. Und zwar möglichst auf Anhieb. Der 43-Jährige ist Dachdecker. Nach der Ausbildung und einigen Wanderjahren hat er stets als Angestellter Dachdeckerei betrieben. Doch vor zwei Jahren sortierte er sein Berufsleben komplett neu und machte sich selbstständig. „Heidjer Dachdecker“ heißt sein Unternehmen, das am Blumenauer Weg im Stadtteil Leherheide angesiedelt ist. Nach einem Vierteljahrhundert im Beruf die feste Anstellung einfach aufgeben? Volker Quare-Kunz kennt es mittlerweile zu Genüge, dass seine Gesprächspartner erstaunt bis zweifelnd die Augenbrauen hochziehen. Doch solchen Gedanken hält er nicht nur die gute Auslastung seiner Firma entgegen, sondern auch seine persönliche Erfahrung: „Es gibt noch mehr im Leben als Arbeit. Die Zeit für die Familie, für die Kinder und auch für mich selbst gehören dazu“, sagt er in seiner ruhigen Art. Ohne weitere Worte wird dabei klar: Volker Quare-Kunz hat all dies in der Selbstständigkeit gefunden. Und zugleich empfindet er wieder das, was ihn schon im Alter von 12 Jahren an der Arbeit hoch oben auf den Dächern fasziniert hat.

Im Netzwerk mit weiteren fachkundigen Handwerkern für alle Aufgaben gerüstet

Dachdecker sind gefragte Leute. Auch wenn der Bauboom derzeit etwas nachgelassen hat, ist auf den und an den Dächern jede Menge zu tun. Umbauen, sanieren, Photovoltaikanlagen installieren und so weiter. Volker Quare-Kunz könnte sicherlich ganze Dachdecker-Teams beschäftigen. Aber bewusst hat er sich dazu entschieden, als „Heidjer Dachdecker“ im Ein-Mann-Betrieb zu arbeiten. Dem Leistungsangebot für die Kunden schadet das nicht. Denn wenn für eine Arbeit mehr als zwei Hände benötigt werden, kann Volker Quare-Kunz auf fachkundige Hilfe vertrauen. „Wir sind ein Netzwerk aus erfahrenen Handwerkern, die sich gegenseitig unterstützen“, erläutert er. Eine wesentliche Voraussetzung dafür ist es, dass sich die Netzwerk-Partner gut kennen und sich aufeinander verlassen können. Genauso wichtig ist aber auch eine gute Organisation, schließlich muss jeder einzelne die Unterstützung für die anderen mit der eigenen Arbeit verbinden können. Dass Volker Quare-Kunz planen kann, hat er schon mit der Gründung des Heidjer Dachdeckers bewiesen. „Man muss wissen, was man will“, sagt er, „und man muss wissen, was man braucht.“ Gutes Werkzeug zählt er dazu, ein zuverlässiges Auto, ein kleines Büro und Lagermöglichkeiten - „dafür muss man aber nicht so viel Geld ausgeben, wie mancher vielleicht denken mag“.

Man muss nur konsequent sein: das Büro richtete er in der Einliegerwohnung des kleinen Hauses ein, das er schon vor dem Schritt in die Selbstständigkeit gemeinsam mit seiner Frau gekauft hatte; als Firmenwagen dient ein gebrauchter Transporter; nur am Werkzeug sparte er nicht, Trotzdem: „Hier ist alles aus der eigenen Tasche bezahlt und kein Cent bei der Bank geliehen“, sagt er. Natürlich bedarf es bei der Existenzgründung auch des Vertrauens in die eigene Leistungsfähigkeit. Dass schließt aber nicht aus, guten Rat von außen zu suchen und anzunehmen. Auf dem Weg zum eigenen Betrieb nutzte Volker Quare-Kunz das Beratungsangebot des Arbeitsförderungszentrums (AFZ) in Bremerhaven. „Das war tatsächlich hilfreich, einen Überblick darüber zu bekommen, welche Förderungsmöglichkeiten es gibt und welche Formalien man beachten muss“, erinnert sich Volker Quare-Kunz. Vom Gründungskonzept über den Business-Plan bis zum Überbrückungsgeld für die ersten Wochen in der Selbstständigkeit, wenn die Umsätze zu wachsen beginnen, stand ihm das AFZ zur Seite: „Mit solchen Themen ist man beim AFZ bestens aufgehoben“, empfiehlt er anderen Gründungswilligen.

„Das war der Punkt, an dem sich etwas ändern musste“

Dass er sich nach 25 Jahren als angestellter Altgeselle überhaupt mit dem Thema Selbstständigkeit beschäftigte, war für Volker Quare-Kunz Ergebnis einer schleichenden Entwicklung in seiner Branche. Wie in anderen Branchen führt auch im Handwerk der Weg immer häufiger zu größeren Unternehmen. Mit der Größe wächst aber nicht unbedingt die Qualität der Arbeit: „Vor allem nimmt der Druck zu, immer mehr und immer schneller zu arbeiten“, berichtet Volker Quare-Kunz. In dem Maß, wie Überstunden und Unzufriedenheit stiegen, reduzierte sich die Zeit, die er für seine Frau und die beiden Kinder hatte - „das war schließlich der Punkt, an dem sich etwas ändern musste.“ Dennoch unternahm er den Schritt zum „Heidjer Dachdecker“ nicht übereilt: „Das muss man schon mit der Familie besprechen und gemeinsam entscheiden.“ 

Als Altgeselle hätte er sich auch ohne Meisterbrief selbstständig machen können. Aber halbe Sachen sind offenkundig nichts für Volker Quare-Kunz - deswegen geht er jetzt parallel zur Arbeit zur Meisterschule - auch wenn ihm dort aufgrund seiner langen Berufserfahrung kaum jemand etwas wirklich Neues beibringen kann. „Ich habe das erste Mal als 12-Jähriger auf einem Dach gestanden“, erinnert er sich, „seitdem wollte ich Dachdecker werden.“ Nach der Ausbildung und den ersten Berufserfahrungen ging er auf Wanderschaft, um als reisender Handwerker zusätzliche im In- und Ausland Erfahrungen zu sammeln. Dieser ungewöhnliche Weg zu mehr Wissen und Können fiel ihm so leicht wie die Entscheidung für die Selbstständigkeit: „Ich bin einfach losgezogen.“ Eigentlich stammt Quare-Kunz aus Trier; doch seit 2008 lebt er in Bremerhaven. „Der Liebe wegen“, sagt er kurz und knapp. Jetzt, nachdem er den wachsenden Druck an seinem früheren Arbeitsplatz losgeworden ist, empfindet Volker Quarre-Kunz wieder die Faszination seiner Arbeit, die er schon als 12-Jähriger gespürt hatte: „Wenn du über Dachsparren läufst ist nichts mehr über dir und du hast das Gefühl, frei zu sein.“

 

Bildmaterial

  1. Heidjer Dachdecker-Porträt-5-8284.jpg
    Dateigröße: 10,4 MB
  2. Heidjer Dachdecker-1-Dach-8155.jpg
    Dateigröße: 8,0 MB
  3. Heidjer Dachdecker-Porträt-3-8245.jpg
    Dateigröße: 24,5 MB

Mehr zu "Heidjer Dachdecker" erfahren Sie hier

Als PDF herunterladen