20.11.2025
Autor: Kristina Müller
Der Bremerhavener Mika Roesler ist einer von ihnen und gibt während der Gründungswoche im Starthaus Bremerhaven Einblicke in das Angebot. „Aktuell gibt es viel zu tun“, berichtet der 27-Jährige – meint damit jedoch nicht die Auftragslage im gemeinsamen Medienbüro, als vielmehr den Endspurt im Studium, der derzeit anstehe: Die Bachelorarbeit muss eingereicht und verteidigt, der Abschlussfilm vorgestellt werden.
Sechs Semester im Studiengang Digitale Medienproduktion (DMP) an der Hochschule Bremerhaven liegen hinter Roesler, ein Praktikum noch vor ihm. Sieben Semester umfasst der Studiengang mit Fächern wie Mediengestaltung, -informatik oder crossmedialem Publizieren. Die Studierenden können sich entweder auf den Bereich Grafikdesign oder Fotografie und Film spezialisieren, erläutert Roesler.
Für einige Absolventinnen und Absolventen ist nach dem Bachelor-Abschluss die Existenzgründung dann eine Alternative zum Karrierestart in einem Unternehmen, etwa in einer Medienagentur. Mika Roesler kennt die Herausforderungen bei Ersterem: Die Kundenkontakte und das Netzwerk, das man für die Selbstständigkeit braucht, müsse man sich erst einmal mühsam aufbauen.
Hilfreich dabei können die Medienprojekte des Studiengangs sein, in dem die Studierenden auch mit externen Einrichtungen kooperieren. Nicht selten ergeben sich dabei Kontakte in die Arbeitswelt oder zu potenziellen künftigen Auftraggebern. Zudem bietet eine Praxisphase im fünften Semester die Möglichkeit, Kontakte in die Wirtschaft zu knüpfen. Mika Roesler hat sein Praktikum jedoch ans Ende des Studiums geschoben. „Ich finde den Zeitpunkt sinnvoller“, so Roesler. Der Übergang in die Arbeitswelt sei dann fließender möglich.
Schritt in die Selbstständigkeit im fünften Semester gewagt
In die ist er jedoch längst parallel zum Studium eingetaucht – und das als Jungunternehmer. „Ich war im fünften Semester auf der Suche nach neuem, kreativem Input“, erzählt der Filmemacher. „Dann habe ich mich selbst ins kalte Wasser geschmissen.“ Sprich: Den Schritt in die studienbegleitende Selbstständigkeit gewagt. Das war vor gut einem halben Jahr. Seitdem habe er viel dazugelernt, etwa in Sachen Buchhaltung und Auftragsakquise.
Einiges war dem gelernten Speditionskaufmann dabei nicht neu, dennoch ist die Sicht auf die Dinge – nun als sein eigener Chef – eine ganz andere. Schwierig findet er zu Beginn der Selbstständigkeit vor allem das Festsetzen von Preisen für seine Arbeit – vor allem, wenn Anfragen aus dem Freundes- oder Bekanntenkreis kommen.
Roesler hat sich während des Studiums auf den Bereich Videografie spezialisiert. Seine Aufträge entstehen zurzeit über Kontakte, bisher hat er freiberuflich vor allem Projekte in der Kulturszene umgesetzt: Etwa Filme für den Instagram-Auftritt des Bremerhavener Kulturcafés „Das Beet“ oder für das NEUS-Festival, das während der SAIL 2025 stattfand. Auch für den Zoo am Meer und für Unternehmen der Baubranche hat er schon fotografiert. Aus persönlichem Interesse filmt der 27-Jährige gern mit alten Kameras und lässt diese Technik in seine Arbeit und den Stil seiner Filme einfließen. „Das macht sehr viel Spaß“, so Roesler.
Ein Medienbüro als Anlaufstelle für kreative Projekte
Parallel zur Existenzgründung haben Mika Roesler und fünf seiner Mitstudierenden ihr Projekt eines gemeinsame Medienbüros in der Alten Bürger ins Leben gerufen. „Die Idee dahinter ist, unsere Selbstständigkeiten und unsere Expertise in den Bereichen Foto, Film und Grafikdesign zu bündeln, eine Anlaufstelle für potenzielle Kunden zu schaffen und diese zu beraten“, erzählt Roesler. Im Laufe des Sommers renovierten sie die Räumlichkeiten in der Bürgermeister-Smidt-Straße 196, die derzeit noch als Zwischennutzung zur Verfügung stehen.
Bisher waren die zeitlichen Ressourcen um die Bürogemeinschaft voranzutreiben jedoch knapper als anfangs gedacht - Feste Öffnungszeiten gibt es derzeit nicht. Unter anderem haben die Studierenden jüngst das 50-jährige Jubiläum der Hochschule Bremerhaven mit einem Film begleitet. Dennoch wird schon Nachwuchs aus dem Studiengang für das Medienbüro herangeholt. „Das ist nämlich genau das, was mir während des Studiums gefehlt hat“, erzählt Mika Roesler – ein Ort, der als Schnittstelle zwischen Studium und Arbeitswelt dienen kann. Er hofft, dass die Studierenden jüngerer Semester das Projekt fortführen werden, wenn die aktuellen Initiator:innen Bremerhaven nach dem Abschluss ihres Studiums womöglich für eine erste berufliche Station verlassen werden.
Auch Roesler wird es zunächst vermutlich in eine andere Stadt ziehen, um neue Eindrücke und Erfahrungen zu sammeln. Berlin könnte es werden. „Aber“, da ist sich der gebürtige Bremerhavener sicher, „ich komme bestimmt wieder zurück!“ Um dauerhaft fortzubleiben, schätze er das Potenzial der vielen kreativen Köpfe seiner Heimatstadt inzwischen viel zu sehr.
Hier finden Sie weitere Informationen zum Studiengang Digitale Medienproduktion.
Hier gelangen Sie auf die Webseite der Bürogemeinschaft.