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Auf schleichenden Sohlen zum Erfolg

Tim Grundmann hat mit Seaside Sneaker auch schon Talsohlen durchschritten.

13.05.2025
Autor: BIS Wirtschaftsförderung mbH

Laut Englisch-Wörterbuch beziehungsweise gängigen Übersetzungs-Apps bedeutet „sneak“ auf Deutsch „schleichen“. Ein Leisetreter ist Tim Grundmann (38) aber gewiss nicht, denn mindestens unter den Fans der sportlichen Lifestyle-Mode ist sein Freizeitmode-Fachhandel „Seaside Sneaker“ in der ganzen Region und darüber hinaus ein Begriff. Gleichzeitig ist der Geschäftsinhaber seinen Weg durch Höhen und Tiefen aber mit Besonnenheit und Umsicht gegangen. Und dank hochwertiger Sneaker sicherlich auch „auf leisen Sohlen.“

Seine Sneaker und Freizeitoutfits sind nicht nur bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen beliebt. „Auch viele Senioren gehören zu unseren Kunden “, sagt Tim Grundmann. „Weil sie, wie sie uns immer wieder spiegeln, bei uns noch ausgiebig und kompetent beraten werden. Und gerade bei Senioren spricht sich so etwas schnell herum. Die reden beim Kaffee miteinander und ein paar Tage später kommt die nächste ältere Dame in den Laden und sagt: ‚Meine Freundin hat sie empfohlen, sie sollen ganz bequeme Schuhe haben.‘ Und dann sehen sie sich erstmal um, was wir überhaupt haben.“ Vorbehalte, dass die oft bunt und aufwändig gestalteten Schuhe nur etwas für Jüngere wären, weichen schnell beim Anprobieren. Für bequeme Schuhe ist man schließlich nie zu alt. „Als mein Opa zum ersten Mal unsere Schuhe anprobiert hat, sagte er direkt: ‚Hätte ich das gewusst, hätte ich nicht mein Leben lang so unbequeme Schuhe getragen‘“, erzählt Grundmann.

Herumgesprochen hat sich sein Sortiment auch am anderen Ende der Welt. „Wenn ein Containerschiff im Hafen liegt, kommen jede Menge Seeleute mit langen Wunschzetteln für Familie und Freunde zu uns“, so Grundmann. Der Grund dafür liegt in der Modellpolitik der Hersteller. „Die Sortimente in Europa und Asien unterscheiden sich sehr stark. Deshalb sind Modelle von hier auch in Fernost als Sammelobjekte und für den Weiterverkauf beliebt.“ 

Begonnen hat die Geschichte von Seaside Sneaker vor zehn Jahren. Im Sommer 2015 eröffnete Tim Grundmann gemeinsam mit seiner Frau Vanessa und seinem Bruder sein eigenes Sportgeschäft SBS Plus in der „Bürger“ 29. „Vorher hatte ich zwei Jahre lang in einem Sportgeschäft in Cuxhaven gearbeitet“, erzählt er. „Da habe ich schon gesehen, dass die Branche ein gewisses Überalterungsproblem hat. Nicht nur von den Betreibern her, sondern auch konzeptionell. Das Prinzip, bis hin zu Kleinartikeln wie Schwimmbrille und Tischtennisball alles zu haben, war einfach nicht mehr zeitgemäß. So wollte ich auch nicht weitermachen.“ Tim Grundmann verabschiedete sich von den Kleinartikeln und legte den Schwerpunkt auf Schuhe und Kleidung der großen Marken. „Zum einen haben wir Vereine ausgerüstet, auf der anderen Seite hat die Vermarktung von Freizeitschuhen und -Kleidung von Anfang an auch gut funktioniert“, sagt er.

Sport oder Freizeit?

Die erste Hürde kam nach eineinhalb Jahren. „Die großen Markenhersteller machten den Händlern die Ansage, die Bereiche Sport und Freizeit komplett zu trennen“, erklärt Grundmann. „Andernfalls würden sie von der Händlerliste fliegen.“ Da bis zu diesem Zeitpunkt beide Bereiche gut liefen, entschieden sich Tim und Vanessa Grundmann, ein zweites Geschäft im Einkaufszentrum Mediterraneo (heute Moin Outlet) zu eröffnen. Unter dem neuen Namen Seaside Sneaker gab es die Freizeitkleidung, und der alte Laden lief als Sportgeschäft weiter.

Doch die Trennung sollte nicht funktionieren. „Die Kunden für bestimmte Artikel in den jeweils anderen Laden zu schicken, klappte nicht“, so Grundmann. „Nicht einmal die Hälfte von ihnen kam dort an, wie wir festgestellt haben. Wir sind dann mit Seaside Sneaker in den alten Laden zurückgegangen, der damals am attraktiveren Standort lag, den Kunden bekannter war und die günstigere Miete hatte. Vom Bereich Sport haben wir uns damit getrennt. Das war ein schwerer Schritt, vor allem finanziell, aber von da an konnten wir nach einer verlustreichen Zeit endlich wieder nach vorne blicken“, sagt Grundmann.

Corona und der Online-Handel

Mit dem fokussierten Konzept ging es zurück auf die Erfolgsspur – bis Corona und die Lockdowns kamen. „Gerettet hat uns in dieser Zeit die Zusammenarbeit mit Zalando“, erinnert sich Grundmann. „Die Plattform unterstützte damals kleinere Händler durch deutlich günstigere Konditionen als sie andere große Online-Vermarkter bieten wollten.“ Inzwischen ist die Kooperation beendet, doch als Alternative für vergleichbare Härtefälle bleibt die Plattform in der Hinterhand. Ein eigener Online-Handel kommt für Tim Grundmann nicht mehr in Frage. „Die rechtlichen Aspekte sind extrem kompliziert“, sagt er. „Und Anwaltsprogramme suchen heute Händlerwebseiten mit Algorithmen nach den kleinsten potenziellen Rechtsverstößen ab und verschicken dann automatisiert Abmahnungen. Man hat keine Chance, einen eventuellen Fehler zu korrigieren, sondern bekommt sofort eine vierstellige Abmahnsumme aufgebrummt.“     

Auch am Standort, mit dem die Familie Grundmann stets zufrieden war, machen sich die allgemeinen Herausforderungen des Einzelhandels bemerkbar. Zusätzlich gab es standortspezifische Entwicklungen in Bremerhaven, die nicht spurlos an den Geschäften vorbeigingen. „Die Schließung von Karstadt war für viele Kundinnen und Kunden ein Einschnitt, der sich auf die Attraktivität der Innenstadt ausgewirkt hat – das haben wir auch in unserem Geschäft der Bürgermeister-Smidt-Straße gespürt“, erklärt Tim Grundmann. „Wir sind aber zuversichtlich, dass die geplante Neugestaltung der Innenstadt neue Impulse setzen wird. In dieser Übergangsphase war es uns jedoch wichtig, unser besonderes Angebot wieder stärker in den Fokus zu rücken.“

„Die Frage war: Geben wir jetzt auf oder wagen wir noch einmal einen Wechsel und können dann wenigstens sagen, wir haben in Bremerhaven alles versucht?“, erzählt Grundmann. Nach Gesprächen mit dem Columbus-Center Management und der BIS Wirtschaftsförderung Bremerhaven entschied sich das Ehepaar gemeinsam für die zweite Variante. Seaside Sneaker zog noch einmal um und wurde Ende November 2024 in der Oberen Bürger wiedereröffnet.

Ob sich der erneute Wechsel gelohnt hat, muss die Zukunft zeigen. „Aber die Umsetzung ist schonmal gut gelungen“, findet der Inhaber. „Alles hat so geklappt, wie wir uns das vorgestellt haben.“

Unterstützung bekam Seaside Sneaker auch von der BIS Bremerhaven. „Frau Dr. Schieferstein hat uns leidenschaftlich geholfen, zum Beispiel bei der Suche nach Fördermöglichkeiten“, sagt Tim Grundmann. Ein Programm der BIS befindet sich aktuell in der Umsetzung: Mithilfe des Förderprogramms Digitaler Mittelstand unter der Leitung von BIS-Digitallotse Michael Arzenheimer sollen alle Sneaker, die an einer großen Wand im Laden ausgestellt sind, mit LED-Preisschildern versehen werden. „Das ist vor allem praktisch, weil wir die Schuhe nicht mehr einzeln etikettieren müssen“, sagt Grundmann. „Und es wirkt natürlich richtig cool“, wenn es denn fertig ist. Denn die Umrüstung ist nicht ganz einfach. „Es ist ein Riesenaufwand, die ganze Warenwirtschaft mit dem System zu verknüpfen. Aber es lohnt sich“, ist Grundmann sicher.

Vor allem aber wäre sein Erfolg ohne die tatkräftige Unterstützung von Familie und Freunden nicht möglich gewesen, betont Tim Grundmann. „Vom Schwiegervater bis hin zum Freundeskreis haben uns alle geholfen. Vor allem aber natürlich unsere Mitarbeiter, die in dieser Zeit nicht nur eine, sondern eine ganze Menge Extrameilen mit uns und für uns gegangen sind.“ Für Tim und Vanessa Grundmann war es immer auch ein extremer Spagat zwischen der Selbstständigkeit und ihrer Rolle als junge Eltern. „Da kam es auch schon mal vor, dass die Kinder schlafend im Kinderwagen, hinter dem Verkaufstresen, lagen“, erzählt der Inhaber. Das Unternehmen als große Familie ist bei Seaside Sneaker kein Klischee. „Wir haben hier ein mega Team beisammen, das miteinander viel Spaß haben kann, aber auch weiß, wann angepackt werden muss. Ich weiß, dass hier im Ernstfall jeder für jeden da ist“, sagt Grundmann. „Deshalb versuchen wir, diesen familiären Gedanken auch wann immer möglich zu leben, zum Beispiel wenn wir mal zusammen zum Deichbrand fahren.“

Die sieben Verkäufer sind alle selbst Sneaker-Enthusiasten, leben im Job ihre Leidenschaft und übertragen sie auch auf ihre Kunden in Form einer herzlichen und fachkundigen Beratung. Und natürlich ist auch für Tim Grundmann selbst der Job eine Leidenschaft. „Ich habe früher Fußball gespielt und habe mich daher immer für Schuhe und vor allem für Sondermodelle interessiert“, sagt Grundmann. Zu den Extrem-Sammlern, die wirklich jeder neuen Kollektion hinterherjagen und möglichst alle Modelle haben wollen, gehört er nicht. „Aber so um die 100 Paar habe ich auch zuhause“, verrät er und fügt schmunzelnd hinzu: „Meine Frau hat schon mal gesagt: ‚Was ist hier eigentlich falsch gelaufen, dass mein Mann mehr Schuhe hat als ich?‘“

Bildmaterial

  1. Seaside Sneaker_1_DSC06550.jpg
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  2. Seaside Sneaker_2_DSC06562.jpg
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  3. Seaside sneaker_3_image2-2.jpg
    Dateigröße: 1,4 MB

Mehr erfahren unter: https://www.seaside-sneaker.de/

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