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Wertvolle Fracht: Logistik-Fachleute importieren Oldtimer aus aller Welt

25.01.2022, Autor: Wolfgang Heumer
Oldtimer sind Stilikonen, Sammlerobjekte und Wertanlagen. Wer einen haben möchte, dem steht Michael Esin zur Seite: Sein Unternehmen LPL Automotive bewegt Oldtimer aus aller Welt über den Containerterminal Bremerhaven dorthin, wohin es seine Kundschaft wünscht.

Autos spielen in Bremerhaven eine große Rolle: Rund zwei Millionen Fahrzeuge rollen jährlich im Hafen über den Autoterminal. Neuwagen aus Asien und den internationalen Standorten der deutschen Hersteller kommen hier an. Exportfahrzeuge aller namhaften deutschen Automobilmarken gehen von hier auf die Seereise. Stets sind es die neuesten Modelle, die über die größte Automobildrehscheibe Europas rollen.

Direkt neben dem Autoterminal arbeitet auch Europas größte Autowerkstatt, in der jährlich tausende von Importfahrzeugen nach den individuellen Wünschen der Käufer umgerüstet oder ganze Serien eines Herstellers als Sondermodelle hergerichtet werden. Die in Europa einzigartige Automobil-Kompetenz schließt entsprechende Logistikunternehmen und Speditionen ein. Und das ist der Grund, warum in Bremerhaven nicht nur Neufahrzeuge aller Klassen, sondern auch wertvolle Oldtimer umgeschlagen werden – mithilfe von Michael Esin und seinem Team.

„Das ist doch ein Schmuckstück“, schwärmt der 54-jährige Speditionskaufmann. Vor ihm steht ein in türkis und perlweiß lackierter Chevrolet Bel Air, ein Cabriolet aus dem Jahr 1956. „Das Dach lässt sich sogar schon elektrisch bewegen.“ Als Logistikfachleute und Spediteure bringen Esin und die 25 Beschäftigten von LPL-Automotive Oldtimer-Fahrzeuge und Oldtimer-Freundinnen und -Freunde aus aller Welt zusammen.

Oldtimer rollen schon seit den 1980er Jahren über die Bremerhavener Terminals

In den 1980er und 1990er Jahren waren Oldtimer ein alltäglicher Anblick rund um den Autoterminal in Bremerhaven. Damals nutzten Auto-Enthusiasten – es waren vornehmlich Männer – gerne einen Amerika-Urlaub, um sich dort einen alten „Straßenkreuzer“ zu kaufen und ihn dann via Bremerhaven in die Heimat zu bringen. Beliebt waren auch die Reimporte deutscher Sportwagen-Klassiker. Damals war Bremerhaven zudem der wichtigste Versorgungshafen der US-Armee in Europa: Neben dem Militärgerät wurde auch der zivile Besitz der Soldaten und ihrer Familien über den Hafen transportiert.

Oldtimer haben sich zum teuren Sammlerobjekt entwickelt

Zu dieser Zeit begann Esin seine Ausbildung zum Speditionskaufmann. Zunächst sei es nicht sein Traumberuf gewesen, räumt er ein. Aber dann habe er die Vorteile erkannt: „Das ist ein spannendes und vielseitiges Geschäft; deshalb bin ich hiergeblieben.“ Spannend und vielseitig sei das Geschäft immer noch, doch der Markt für Oldtimer und Fahrzeuge-Importe habe sich geändert. „Wenn ich heute einen Oldtimer im Hafen sehe, zucke ich eher zusammen“, sagt Michael Esin und schickt die Begründung gleich hinterher: „Wenn hier ein Auto offen herumsteht, ist das meistens kein Zeichen für Qualität.“

Denn alte Klassiker wie etwa italienische Sportwagen haben sich längst zum teuren Sammlerobjekt entwickelt. Entsprechend gut geschützt werden sie bei der Schiffsüberfahrt in Containern transportiert. Anschließend werden sie in eigens eingerichteten Lagerhallen ans Licht geholt. Aber bevor Esins Team einen Container entlädt, wird zunächst der Zustand des Automobils exakt dokumentiert: „Weil es in den Transportbehältern sehr eng ist, haben wir extra eine GoPro-Kamera an einer langen Stange befestigt, so dass wir das ganze Fahrzeug von allen Seiten filmen können, bevor wir es aus dem Container rollen“, erklärt Esin. So werden Missverständnisse über mögliche Schäden vermieden.

Neben den „Vintage-Cars“ gehören auch Neuwagen zum Portfolio

Einige Jahre lang handelte der Bremerhavener Esin selbst mit den vierrädrigen Sammelobjekten: „Aber mittlerweile ist der Aufwand viel zu groß, die passenden Fahrzeuge zu finden und dann zu vermarkten“, sagt er. Außerdem seien die Preise so in die Höhe geschossen, dass die Zeit zwischen dem An- und dem Verkauf eines Oldtimers nicht unerhebliches Kapital binde, sagt er. Deswegen konzentriert sich der Autoexperte auf das, was er schon in seiner Ausbildung gelernt hat: Ladung – in diesem Fall Fahrzeuge – sicher von A nach B zu bringen. Esin lässt nicht nur „Vintage-Cars“ transportieren. Zu seinem Neufahrzeug-Portfolio gehört auch der Export von Lastkraftwagen eines großen deutschen Herstellers. Insgesamt bewegt das Bremerhavener Unternehmen 7.000 bis 9.000 Fahrzeuge pro Jahr: „In Spitzenzeiten können es auch mal 20.000 sein.“

Brasilien und Dubai gehören zu den Zentren der Oldtimer-Welt

Die Kundschaft, die sich über Bremerhaven ein Sammlerauto liefern lässt, sitzt überwiegend in Deutschland und den angrenzenden Nachbarländern: „Aber grundsätzlich liefern wir überall hin.“ Das Leistungspaket reicht vom Abholen beim Verkäufer bis zur Anlieferung am gewünschten Ziel. Der Handel mit Oldtimern ist ein weltweites Geschäft. „Japan, Brasilien, USA und Mittelamerika sowie Dubai sind die wichtigsten Herkunftsregionen“, weiß Esin. In Brasilien gehe es vor allem um einen Fahrzeugtyp: „VW hat dort sehr lange noch den Bulli gebaut. Entsprechend groß sei dort noch das Angebot. Aus den USA und Mittelamerika kommen sowohl europäische als auch amerikanische Klassiker. In Dubai findet dagegen regelmäßig die größte Oldtimer-Auktion mit alten Luxuswagen aus aller Welt statt.

Automobilkauf ist Vertrauenssache

Gekauft wie besehen – dieser Grundsatz aus dem Gebrauchtwagenhandel greift beim Oldtimer-Kauf nicht. Denn häufig hätten die Käufer oder die Käuferinnen das Fahrzeug ihrer Träume nur auf Fotos gesehen. Als Spediteur ist Esin deswegen nicht nur für den sicheren Transport zuständig. Er agiert auch als eine Art Treuhänder. „Wir überzeugen uns davon, dass es das Auto tatsächlich gibt“, so Esin. Wenn der Käufer es möchte, wird auch ein Gutachter zur Bewertung eingeschaltet. Ist alles in Ordnung, signalisiert der Spediteur dem Käufer oder der Käuferin, dass gezahlt werden kann. „Man glaubt gar nicht, wie viele Möglichkeiten es gibt, den guten Zustand eines Autos vorzutäuschen“, erzählt Esin. Selbst der bewährte Trick, mit einem Magneten zu prüfen, ob unter dem Lack billige Spachtelmasse oder teures Blech ist, funktioniert nicht mehr: „Mittlerweile mischen die Fälscher Eisenspäne in den Lack.“

Ausgebauter VW-Bulli mit besonderer Geschichte

Solche Betrugsversuche trüben Esins Faszination für Oldtimer nicht. Und bei Schnäppchen, die sich ihm angeboten haben, schlug er auch schon für den Eigenbesitz zu. In dem restaurierten Hafenschuppen am Kai des Kaiserhafens in Bremerhaven, in dem Esin die Kundenfahrzeuge parkt, steht neben dem Chevrolet Bel Air sein VW Bus T1 mit Original Westfalia-Camping-Einrichtung. Die Geschichte des Wagens ist besonderes: „Den hat ein in den USA lebender Deutscher in Wolfsburg bestellt und dort selbst abgeholt. Anschließend ist er mit seiner Frau und dem Auto drei Monate durch Europa gereist.“ Nach der Rückkehr in die USA sind die beiden mit dem Bulli von New York quer durch die USA in ihre Wahlheimat Kalifornien gefahren. Dort fand Esin das Fahrzeug schließlich durch Zufall und war sofort so begeistert, dass er es auf der Stelle kaufte. Dreh- und Angelpunkt dieser Geschichte war Bremerhaven: „Von hier ist der Bulli damals in die USA gebracht worden. Und über Bremerhaven haben wir ihn wieder nach Deutschland geholt.“

Pressekontakt:
Michael Esin, Geschäftsführender Gesellschafter LPL-Automotive, Tel.: +49 471 94816-50, E-Mail: michael.esin@lplauto.com

Bildmaterial:
Das Bildmaterial ist bei themengebundener Berichterstattung und unter Nennung des jeweils angegebenen Bildnachweises frei zum Abdruck.

Foto 1: Michael Esin und sein Team schlagen wertvolle Oldtimer über den Bremerhavener Überseehafen um. © WFB/Jörg Sarbach

Foto 2: In einem alten Hafenschuppen in Bremerhaven lagert Michael Esin die Oldtimer seiner Kundschaft. © WFB/Jörg Sarbach

Foto 3: Diesen ausgebauten VW-Bulli hat Michael Esin für sich selbst in den USA gekauft. Ein Mitarbeiter zeigt das Innere des Fahrzeugs. © WFB/Jörg Sarbach
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Der Pressedienst aus dem Bundesland Bremen berichtet bereits seit Juli 2008 monatlich über Menschen und Geschichten aus dem Bundesland Bremen mit überregionaler Relevanz herausgegeben von der WFB Wirtschaftsförderung Bremen GmbH. Bei den Artikeln handelt es sich nicht um Werbe- oder PR-Texte, sondern um Autorenstücke, die von Journalisten für Journalisten geschrieben werden. Es ist erwünscht, dass Journalistinnen und Journalisten den Text komplett, in Auszügen oder Zitate daraus übernehmen.

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