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Energieträger für die grüne Wirtschaft

21.11.2018
BIS-Fachtagung lotet Potenzial von Wasserstoff-Anwendungen für Bremerhaven aus. Das unter Nachhaltigkeitskriterien gestaltetes Gewerbegebiet Lune-Delta eignet sich hervorragend für Testanwendungen.
 
Wasserstoff-Anwendungen haben ein großes Potenzial für den Wirtschaftsstandort Bremerhaven. „Eine ausgezeichnete Basis ist die hohe Kompetenz, die die Stadt bereits durch die Offshore-Windkraft im Bereich der erneuerbaren Energien mit der Erzeugung von CO2 neutralem Strom entwickelt hat“, sagt der Bremerhavens Oberbürgermeister Melf Grantz.

Weil bei seiner Verbrennung praktisch nur Wasserdampf entsteht, gilt Wasserstoff als Energieträger der Zukunft. In ihrer Fachtagung am 20. November 2018 mit rund 170 Teilnehmer*innen aus Wirtschaft, Wissenschaft, Verwaltung und Politik lotete die Wirtschaftsförderungsgesellschaft BIS Bremerhaven die Potenziale für den auf die Green Economy ausgerichteten Standort aus.

Wasserstoff und Offshore-Windenergie gehören unmittelbar zusammen. „Wasserstoff wird durch Elektrolyse von Wasser erzeugt und stellt deshalb eine ideale Speichermöglichkeit für überschüssigen Strom aus den Offshore-Windparks da“, erläuterte Claas Schott, Vorsitzender des Vereins H2BX Wasserstoff für die Region Bremerhaven. Während elektrische Energie nur in begrenzten Mengen für kurze Zeit und mit erheblichem Aufwand in Batterien „gelagert“ werden kann, ist Wasserstoff ideal als Energieträger. „Das Gas kann jederzeit produziert, mit relativ geringem Aufwand in Tanks gelagert und genauso einfach an jeden Ort gebracht werden“, betonte Schott.

Ganz neu ist die Verwendung von Wasserstoff vor allem als Treibstoff nicht. Zu den Pionieren der so genannten Brennstoffzellen gehört Siemens. Bereits in den 1960er Jahren beschäftigte sich der Konzern mit dieser Technologie. „Mittlerweile wird sie nicht nur in U-Booten, sondern beispielsweise im Antrieb von Personenwagen, Bussen und sogar Zügen eingesetzt“, betonte Dr. Joachim Hoffmann, der sich seit 2005 bei Siemens mit dem Thema befasst. In Brennstoffzellen wird Wasserstoff durch Oxidation in elektrische Energie und Wärme umgesetzt. Die Technologie wird bereits seit längerem zur Stromversorgung und Beheizung von Gebäuden eingesetzt.

Wasserstoff kann zudem als Kraftstoff in modifizierten Otto- und Dieselmotoren eingesetzt werden. Das erweitert die Einsatzmöglichkeiten erheblich, berichtete Pierre Steffen auf der Tagung. Steffen arbeitet für die Keyou GmbH in Unterschleißheim, die mit ihrer innovativen Wasserstofftechnologie Automobilhersteller in die Lage versetzen, emissionsfreie Motoren und Fahrzeuge auf den Markt zu bringen. „Nur mit Hilfe des Wasserstoffmotors werden Fahrzeughersteller die strengen CO2-Reduktionsziele erreichen, die vor kurzem von der EU formuliert wurden,” betonte Steffen.

Zu den potenziellen Anwendern zählt auch das Unternehmen Still GmbH als einer der führenden Anbieter von Lösungen für die Intralogistik. Dabei handelt es sich beispielsweise um Förder- und Transportsysteme in unterschiedlichsten Industrien, z. B. Maschinenbau oder Warenumschlagzentren. „Wichtig ist für uns, dass kundenseitige Anforderungen zur Fahrzeugverfügbarkeit und -kosten erfüllt werden. Hier fördert der Einsatz von Brennstoffzellen den Wettkampf der Technologien in der Intralogistik“, berichtet Björn Grünke von dem Unternehmen Still.
Noch hemmen aber erhebliche Kosten sowie eine begrenzte Leistungsfähigkeit den verbreiteten Einsatz der sauberen und klimafreundlichen Energie. „Bremerhaven kann einen guten Beitrag leisten, diese Defizite durch eine gezielte Forschung und Entwicklung auszugleichen“, ist der Geschäftsführer der Bremerhavener Wirtschaftsförderungsgesellschaft BIS, Nils Schnorrenberger, überzeugt.

Die BIS entwickelt gerade im Süden der Stadt Bremerhaven ein nach Nachhaltigkeitskriterien gestaltetes Gewerbegebiet, das explizit der „Green Economy“ gewidmet ist. Das bundesweit einmalige Areal bietet sich für junge Unternehmen und Startups genauso an wie für Niederlassungen etablierter Unternehmen, die sich mit dem Thema Wasserstoff und erneuerbare Energien befassen. Jörg Peters vom Senator für Wirtschaft und Häfen regte außerdem an: „Pilotprojekte, die sich rund um die Produktion und den Einsatz von Wasserstofftechnologien ranken, sind ideal, um die noch jungen Technologien in der Praxis zu erproben.“

Der Wirtschaftsstandort an der Wesermündung verfügt über große Erfahrung mit der Entwicklung und Produktion von Technologien für den Sektor der Erneuerbaren Energien. Bremerhaven war einer der Pioniere der groß angelegten Nutzung von Windenergie und verfügt über eine breit gefächerte Forschungsinfrastruktur zu diesem Thema. „Wasserstoff ist die ideale Fortsetzung dieser Erfolgsgeschichte“, ist Prof. Carsten Fichter von der Hochschule Bremerhaven überzeugt: „Die Produktion von Wasserstoff ist die direkte und logische Konsequenz aus der Nutzung der Windenergie auf hoher See.“ Gleich neben dem geplanten Industrie- und Gewerbegebiet steht die derzeit weltweit größte Windkraftanlage, deren Leistung von 8 Megawatt unter anderem für die Wasserstoff-Produktion genutzt werden könnte.

Sicherheitsbedenken gegen die Nutzung von Wasserstoff sind nach Überzeugung der Fachwelt unbegründet: „Unser Bild wird immer noch von der Hindenburg-Katastrophe vor mehr als 80 Jahren geprägt“, sagte Prof. Dr. Uwe Arens von der Hochschule Bremerhaven. „Moderne Wasserstoff-Technologie hat aber überhaupt nichts mehr mit dem in der Tat gefährlichen Einsatz von Wasserstoff in Zeppelinen zu tun.“
 
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