Menü

Wirtschaftsförderung
Bremerhaven
Kurze Wege für
die Wirtschaft

Corona-Hilfen

Bericht vom Lebensmittelforum Bremerhaven

05.12.2017, Autor: BIS mbH
Digitalisierung Herausforderung und Chance für die Lebensmittelwirtschaft

Bremerhaven ist das Zentrum der deutschen Fischverarbeitung und ein attraktiver Standort für die Lebensmittelwirtschaft – Grund genug für die BIS Wirtschaftsförderung Bremerhaven den Fachkongress „Lebensmitteforum Bremerhaven“ ins Leben zu rufen. Zum dritten Mal trafen sich am 29. November rund 110 Teilnehmerinnen und Teilnehmer in Bremerhaven mit namhaften Referenten zum Austausch über Trends und Innovationen in der Nahrungs- und Genussmittelwirtschaft.

Im Mittelpunkt des diesjährigen Kongresses stand das Megathema „Digitalisierung“. Die Digitalisierung stellt sowohl den Lebensmitteleinzelhandel (LEH) als auch die Industrie vor neue Herausforderungen. Die Discounter verstärken den Druck auf den klassischen LEH, zugleich wird der Onlinehandel im Frische-Geschäft Realität. Die digitalisierten Angebote stehen für einen Transformationsprozess, mit dem Ziel einer veränderten Wertschöpfung und Effizienzsteigerung. Was macht das alles mit der Industrie? Wie lassen sich ihre Marken künftig so positionieren und bewerben, dass sie den Konsumenten erreichen? Sollen die Hersteller künftig noch mehr auf Blogs setzen? Sind ihre Supply Chains optimal auf die neuen Herausforderungen justiert? Welchen Vertriebskanälen gehört die Zukunft? Wie verändert sich das Verhältnis zwischen LEH und Industrie, durch die geänderten Konsumentenwelten?

Dr. David Bosshart, CEO des Gottlieb Duttweiler Instituts für Wirtschaft und Gesellschaft in Zürich und einer der renommiertesten Trend-Forscher eröffnete die Vorträge auf dem Lebensmittelforum mit einem Impulsreferat. Bosshart beschäftigt sich vornehmlich mit der Zukunft des Konsums, dem gesellschaftliche Wandel, der Digitalisierung (Mensch-Maschine) sowie den Themen Management und Kultur.

Nach Bosshart’s Auffassung erlangt auch in der Lebenswirtschaft derjenige einen entscheidenden Vorteil, der in der Lage ist, umfangreiche Daten zu generieren, diese klug zu analysieren, die Bedürfnisse der Endverbraucher optimal zu befriedigen und über die Fähigkeit verfügt, aus der Analyse von BigData neue Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln. Für Unternehmen ist heute die entscheidende Frage, welche Funktion muss das Unternehmen erfüllen, um die Kunden zufriedenzustellen und nicht mehr die Frage, in welcher Branche das Unternehmen tätig ist.

Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass der Stellenwert von Nahrungsmitteln in den letzten Jahren im Bewusstsein vieler Menschen deutlich gewachsen ist. Lebensmittel werden im Kontext von Gesundheit, Life Style, Nachhaltigkeit, sozialer Kommunikation, Identität gesehen. Befragungen von 20-24 jährigen in England haben ergeben, dass die Mehrheit der Befragten es bevorzugt ein Streetfood Festival zu besuchen, als an einem Popmusik-Festival teilzunehmen. Über 60% waren mehr daran interessiert ein neues Restaurant zu entdecken als Schuhe zu kaufen.

Mit den Veränderungen für Anbieter und Verbraucher der Lebensmittelbranche setzte sich auch Thorsten Pollmüller, Bereichsleiter Category Management und Shopper-Marketing bei der GS1 Germany GmbH auseinander. Digitalisierung bedeutet nicht nur bestehende Abläufe zu beschleunigen, erläuterte Pollmüller, sondern lässt völlig neue Geschäftsmodelle entstehen. Gleichwohl muss sich insbesondere der Mittelständler fragen, ob aktuelle ein kurzfristiger Hype sind oder längerfristiger Trend. „Mobile Payment“ wird sich seiner Auffassung nach erst dann durchsetzen, wenn der Kunde davon einen echten Mehrwert hat. So lautete Pollmüllers Empfehlung an die Mittelständler, sich vorrangig mit den Themen zu beschäftigen, die einen echten Nutzen für den Kunden schaffen können. Stationärer Handel und online Handel sind dabei keineswegs als Gegensätze zu sehen, vielmehr sollten sie miteinander verknüpft werden.

Mit dem Thema BigData brauchen sich nach Pollmüller Unternehmen nicht zu befassen, wenn sie nicht in der Lage sind, die Daten, die heute bereits in Unternehmen verfügbar sind, zu nutzen.

Der Bremerhavener Tiefkühlkosthersteller FRoSTA AG ist sich auf verschiedensten Ebenen der neuen Herausforderungen bewusst. Sehr frühzeitig wurde mit dem Frosta Reinheitsgebot ein Zeichen gesetzt und konsequent eine Nachhaltigkeitsstrategie verfolgt. Bezugnehmend auf die Kennzeichnung von Lebensmittel erläuterte Robert Blasig das „Flexible Printing“, die chargengenaue Herkunftskennzeichnung auf den Frosta Verpackungen: "Das Thema Ursprungskennzeichnung wird in der Lebensmittelindustrie sehr kontrovers diskutiert. Die Forsta AG hat dieses Thema daher ganz bewusst aufgenommen, um das Vertrauen der Verbraucher in unserer Produkte weiter zu stärken. Mit unserer ‚Flexible-Printing‘-Methode haben wir dazu eine Möglichkeit zur chargengenauen Herkunftskennzeichnung auf unseren Verpackungen entwickelt.“ Robert Blasig, IT Leiter bei der FRoSTA AG in Bremerhaven, verfügt über langjährige IT-Erfahrung in verschiedenen Branchen. Einen Schwerpunkt seiner fachlichen Tätigkeiten bildet die Implementierung und Weiterentwicklung von SAP Anwendungen.

Mit dem Vortrag von Matthias Kück, Geschäftsführer der Firma Biozoon GmbH zum 3D-Druck von Lebensmittel und den Ausführungen von Lars Ketelsen über den Weg der Deutsche See in die Digitalisierung entstand ein guter Einblick in die praktische Anwendung neuer Technologien und Geschäftsprozesse in mittelständischen Unternehmen. Der Beitrag von David Zacharias von dem jungen von werk 85 – Stolle & Zacharias GbR, zeigte sehr anschaulich, wie es der Bremer Bonbon Manufaktur mit Hilfe seiner Agentur gelungen ist, den Eintritt in den Online Handel zu organisieren.

Nils Schnorrenberger, Geschäftsführer der BIS Wirtschaftsförderung Bremerhaven, verwies darauf, dass solche Veranstaltungen der Wirtschaftsförderung Bremerhaven den mittelständische Handels- und Industrieunternehmen helfen, sich fit zu machen für die Zukunft der Digitalisierung. Schnorrenberger: „Das Lebensmittelforum Bremerhaven ist eine sehr gute Plattform, um den aktuellen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Herausforderungen – online wie offline - in Zeiten veränderter Wertschöpfungsnetzwerke optimal begegnen zu können.“

Vonseiten der Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurde das Lebensmittelforum Bremerhaven v.a. wegen der gelungene Verknüpfung von Theorie und Praxisbeispielen gelobt.

Als Veranstalter des „Lebensmittelforum Bremerhaven“ trägt die BIS Wirtschaftsförderung Bremerhaven der besonderen Bedeutung der Branche für die Stadt Bremerhaven und für das Bundesland Bremen Rechnung. Rund 80 Unternehmen mit mehr als 4000 Beschäftigten verarbeiten am Standort Bremerhaven jährlich mehr als 200 000 Tonnen Fisch und damit mehr als die Hälfte der Gesamtmenge in Deutschland. Außerdem ist Bremerhaven Standort namhafter Hersteller von Tiefkühlkost und weiteren hochwertigen Lebensmitteln. Rund um die Industrie ist ein engmaschiges Netzwerk aus Forschung und Logistik entstanden.

Das Lebensmittelforum Bremerhaven wird gefördert durch den Europäischer Meeres- und Fischereifonds der Europäichen Union.

/suche/
Menü