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Die versteckte Delikatessenmanufaktur

18.12.2019, Autor: BIS/Gabriele Becker
Die Fa. Köser Delikatessen im Bremerhavener Fischereihafen gehört zu den traditionsreichsten und gleichzeitig erfolgreichsten fischverarbeitenden Unternehmen in der Seestadt.

Wer Köser Delikatessen im Fischereihafen aufsuchen möchte, für den geht es im wahrsten Sinne des Wortes zunächst einmal ans Suchen. Von außen erst auf den zweiten Blick erkennbar, liegt die Firma hinter unscheinbaren Toren in der Straße An der Packhalle IX. Nur wenig deutet darauf hin, dass hier eines der traditionsreichsten und gleichzeitig erfolgreichsten fischverarbeitenden Unternehmen Bremerhavens seinen Sitz hat.

Dass es schnell gehen muss, frischer Fisch keine Zeitverzögerung duldet und nur bester Service und erstklassige Qualität Kunden langfristig binden, das hatten die drei Brüder Walter, Arthur und Harry Köser schon von ihrem Vater Johann Hinrich Köser gelernt, einem Lebensmittelhändler, der Mitte des 19. Jahrhunderts in England die Firma H. Köser gründete und bald nach Altona umzog. Heute wird das Unternehmen in Bremerhaven in 5. Generation von Philippe Köser geführt. Die Grundsätze des Gründervaters aber sind heute so aktuell wie damals.

Sehr diskret

„Wichtig ist doch der Inhalt, nicht der äußere Schein“, lacht Geschäftsführer Philippe Köser zum Empfang. Zwischen 50 und 60 Mitarbeiter*innen stellen hier täglich in Handarbeit Delikatessen her. Schönste Zutaten und geschmackvollste Roherzeugnisse für den Privathaushalt oder Hobbykoch sowie Köser-Gerichte – übrigens ohne Geschmacksverstärker wie Glutamat oder Konservierungsstoffe - werden in den Hallen produziert, handwerklich bearbeitet oder umverpackt. „Natürlich gibt es gesetzliche Vorgaben für bestimmte Produkte wie zum Beispiel Nordseekrabben. Die müssen sofort konserviert werden. Aber wir streben grundsätzlich eine nachhaltige Produktion ohne Zusätze an. Das beginnt beim Einkauf der Rohwaren und endet mit der schonenden Verarbeitung. Wir kennen unsere Lieferanten zum Teil seit vielen Jahrzehnten. Ich besuche sie persönlich, teste und begutachte Ware.“ Sich selbst ein Bild machen, das ist nicht nur beim Einkauf eines der Erfolgsrezepte Kösers. Der Geschäftsführer probiert auch stichprobenartig alle Produkte und Gerichte, die in der „Manufaktur“ entstehen. Jeden Tag wird die Produktion mit der Vorproduktion verglichen, um gleichbleibende Qualität und Geschmack zu gewährleisten.

Im Kälteschlaf

Im Fischereihafen ist Köser Delikatessen seit 1955 ansässig. Die Produktpalette ist weit gefächert, von Räucherlachs und Frischfisch über Fleisch, Wild- oder Geflügelspezialitäten und vegetarischen Gerichten und süßen Desserts. Der Kundenkreis aus Privat- und Firmenkunden ist treu, das Verhältnis sehr persönlich. „Wer bei uns bis 17:00 Uhr bestellt, bekommt sein Paket am nächsten Tag mit der 12:00 Uhr-Zustellung geliefert – bundesweit“, erzählt Philippe Köser und ist erkennbar stolz auf die Logistik. Was früher per Bahnexpress auf den Weg zum Endverbraucher war, wird heute mit klassischen Kurierdiensten bis vor die Haustür geliefert. Die Nachfrage ist groß. Und so kann es schon mal sein, dass zu Spitzenzeiten fünf- bis sechstausend Pakete am Tag die Manufaktur in der historischen Packhalle verlassen. Damit die wertvollen Delikatessen auf dem Weg zum Kunden nicht an Geschmack, Vitaminen und Nährstoffen verlieren, setzen die Kösers neben kühlsicherer Verpackung u.a. auf eine Art Kälteschlaf. Bereits Mitte des 20. Jahrhunderts suchte man nach Möglichkeiten, immer größere Entfernungen nach Übersee zum Kunden zu überwinden und dabei gleichzeitig die Qualität der Waren zu erhalten. Mit der Schockfrostung wurde eine Konservierungsmethode gefunden, die bis heute aktuell ist. Das Verfahren, bei dem die Lebensmittel schnell auf eine Temperatur von bis zu – 40 Grad gebracht werden, lässt in und zwischen den Zellen des Gefrierguts nur kleine Eiskristalle entstehen. Beim herkömmlichen, langsamen Einfrieren im heimischen Eisfach entstehen große Kristalle, die die Zellwände beschädigen können. „Die Schockfrostung ist eine sehr aufwendige Methode, die gleich nach dem Fang an Bord oder auch hier bei uns im Hause durchgeführt wird. Aber sie ist die beste für unseren Qualitätsanspruch, weil Geschmack und Nährstoffe hundertprozentig erhalten bleiben“, erläutert Philippe Köser.

Tradition 2.0

Die Kunden des Online-Händlers sind nicht ausschließlich digital unterwegs. Im Gegenteil, der jährlich produzierte Hochglanzkatalog ist nach wie vor zentrales Marketinginstrument. Diverse Flyer informieren zusätzlich über besondere Angebote wie einen Geschenkservice. „Traditionsbewusstsein ist die eine Seite, Zukunftsfähigkeit die andere“, weiß der Geschäftsführer. „Gemeinsam mit mehreren Softwareunternehmen arbeiten wir kontinuierlich an Programmoptimierungen zu Prozessen in der Lebensmittelbeschaffung, -herstellung und -lagerung sowie zur Chargenrückverfolgung“, so Köser weiter. 2017 habe man gemeinsam mit anderen deutschen Lebensmittel-Online-Händlern die DIN SPEC 91360 ins Leben gerufen. Ziel ist die Optimierung des temperaturgeführten Lebensmittelversands. „Bremerhaven ist dafür der optimale Standort, nicht nur was die Logistik angeht. Hier laufen in Sachen Fisch einfach alle Fäden zusammen.“

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