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Atlantik Hafenbetriebe spezialisiert auf den Umschlag von Großmaschinen

17.04.2019, Autor: Janet Binder
Weltweit werden Waren per Schiff transportiert. Bewegt werden nicht nur Autos oder Container, sondern auch Züge und Straßenbahnen. Die Bremerhavener Atlantik Hafenbetriebe sorgen dafür, dass diese unbeschädigt an und von Bord gelangen. Dafür nutzen sie auch eigens entwickelte Geräte. So manches Mal stößt das Unternehmen an physikalische Grenzen.
Wie verlädt man einen Zug?

Der Rocky Mountaineer ist der bekannteste Panoramazug Kanadas. Eine Fahrt mit der spektakulären Glaskuppeldachbahn durch die Gebirgsweit der Rocky Mountains zählt zu den schönsten Bahnreisen der Welt. Mehrere der exklusiven fünfeinhalb Meter hohen Doppelstockwagen wurden in deutschen Fertigungsstätten gebaut. Doch wie kamen die Züge anschließend eigentlich nach Kanada? Dafür sorgten unter anderem die Atlantik Hafenbetriebe in Bremerhaven. Das Unternehmen im Überseehafen ist spezialisiert auf den Umschlag von großer und sehr schwerer Fracht. Dazu gehören neben Containern, Autos und Lastwagen auch Großmaschinen, Jachten und Schienenfahrzeuge. „Europaweit ist der Standort Bremerhaven führend im Umschlag von öffentlichen Transportmitteln“, sagt der Geschäftsführer der Atlantik Hafenbetriebe, Wolfgang Rose. Das Unternehmen hat daran einen großen Anteil.
 
Die gründliche Planung ist Voraussetzung fürs Gelingen
 
Eigens entwickelte und gefertigte Umschlaggeräte unterstützen die 150 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in ihrem 16-Stunden-Schichtbetrieb, sechs Tage die Woche. Mit ihrer Hilfe konnten auch die für die kanadischen Rockys bestimmten Panoramabahnen von Binnenschiffen gehoben und auf Trailern in sogenannte RoRo-Schiffe geschoben werden. RoRo bedeutet „roll-on-roll-off“. Bei diesem Schiffstyp wird die Ladung per Rampe ins oder vom Schiff gefahren. Keine leichte Aufgabe bei der Panoramabahn: „Wegen der riesigen Fensterfronten ist der Zug nicht so robust wie andere, deshalb mussten wir besonders sanft vorgehen“, betont Wolfgang Rose. „Die stabsmäßige Planung ist das A und O.“ Die Züge wurden auf zwei Spezialpaletten gesetzt und befestigt. Im Tandemhubverfahren wurden die Waggons an den Paletten von zwei Kränen gleichzeitig bewegt. Die beiden Kranführer mussten Präzisionsarbeit verrichten, sie waren per Funk miteinander verbunden. „Für solche Aufgaben muss man sich ein gewisses Know-how angeeignet haben, das hat man erst nach jahrelanger Erfahrung“, unterstreicht Rose.
 
70 Meter lange Fracht bringt Hafenbetrieb an die Grenze
 
Eine Zugeinheit wiegt bis zu 80 Tonnen. Kein Problem für die Atlantik Hafenbetriebe: „Manche RoRo-Schiffe können bis zu 500 Tonnen schwere Ladung über ihre Rampen bewegen. Derartige Ladungen könnten wir in Bremerhaven bewegen.“ Auch Überlängen gehören zum Geschäft. 70 Meter lange „Backformen“, sogenannte Moulds, in denen Flügel für Windanlagen gefertigt werden, wurden bereits verschifft. „Die Hersteller wollen die Zerlegungsgrade der Fracht so gering wie möglich halten. Dabei geht man schon an die physikalisch machbare Grenze“, sagt der 56-jährige Geschäftsführer.
 
Vom Schiff direkt auf die Schiene
 
Auch Züge, die in Spanien gebaut wurden und jetzt in Oslo zwischen Innenstadt und Flughafen pendeln, wurden mithilfe der Atlantik Hafenbetriebe und des Logistikunternehmens BLG in Bremerhaven umgeschlagen. Die 20 Meter langen Waggons wurden in einem Stück vom Schiff gehoben und aufs Gleis gesetzt, anschließend fuhren sie aus eigenem Antrieb nach Norwegen. „Es erfordert präzise Arbeit, die Waggons aus der Schräge ins Verladegleis abrollen zu lassen“, erklärt Rose. Auch 200 in Österreich gebaute Metrozüge wurden jüngst in Bremerhaven umgeschlagen, die jetzt Richtung Riad in Saudi-Arabien unterwegs sind. „Sie sind auf der eigenen Achse hergekommen, dann haben wir sie auf RoRo-Schiffe verladen“, erklärt Rose. Dafür wurden sie auf rollbare Trailer gehievt, die in den Bauch der Schiffe fahren können. Selbstverständlich darf die wertvolle Fracht nicht in Mitleidenschaft gezogen werden. „Es ist nicht ungewöhnlich, dass wir Millionenwerte bewegen“, sagt Rose. „Da sind die Hersteller dann schon mal nervös.“ Manchmal sind die Maße der zu bewegenden Fracht so ungewöhnlich, dass improvisiert werden muss. Ist schon mal was vom Kran gefallen? „So richtig schief gegangen ist noch nie etwas“, sagt Rose.
 
Mittler zwischen See und Land
 
Die Atlantik Hafenbetreibe wurden vor über 50 Jahren als Atlantik Stauerei gegründet, und waren sowohl in Bremen als auch im damals noch wenig genutzten Nordhafen in Bremerhaven tätig. Im Nordhafen befindet sich noch heute der Firmensitz. „Wir sind die Mittler zwischen See und Land“, legt Wolfgang Rose dar. Schon bald nach der Gründung wurde mit der Autoverladung begonnen. Die ersten VW-Käfer für den Export wurden per Kran auf die Schiffe verladen. Damals gab es noch keine riesigen RoRo-Schiffe.
 
Sicherheit der Schiffsbesatzung steht an erster Stelle
 
Inzwischen wurden über 18 Millionen Fahrzeuge und mehr als zehn Millionen Tonnen Schwerlastladungen mithilfe der Atlantik Hafenbetriebe transportiert. Wichtig sei dabei stets, die Fracht auf dem Schiff vorschriftsmäßig zu befestigen und zu verzurren, betont Rose. Und zwar so fest, dass sie sich nicht mehr bewegen kann. „Der Schutz der Besatzung und des Schiffes steht an erster Stelle.“ Für die Crew wäre es fatal, wenn sich eine Fracht auf der Überfahrt löst. Dann könnte sie so lange hin und her rutschen, bis sie weitere Stücke oder Fahrzeuge mit sich reißt und womöglich die Außenhaut des Schiffes beschädigt wird.
 
Transrapid war eine der größten Herausforderungen
 
Welches war die größte Herausforderung bisher für die Atlantik Hafenbetriebe? Rose, der seit 22 Jahren im Unternehmen tätig ist, muss kurz überlegen. Viele der Spezialfrachten brauchen eine aufwendige Vorbereitung für ihren Umschlag. Schließlich sagt er: „Der Transrapid für Shanghai. Das war eine komplett neue Technik, die noch nie bewegt wurde.“ Züge dieser Bauweise fahren nicht auf Rädern, sondern schweben auf einem Magnetfeld. Die ersten Züge stammten aus Deutschland. Aber auch die Verladung des kanadischen Panoramazugs sei wegen der Höhe und der Glasdecke besonders gewesen. Selbst gefahren in den Rocky Mountains ist Rose noch nicht mit dem Zug. Interessieren würde ihn das aber durchaus.
 
Pressekontakt:
 
Wolfgang Rose, Geschäftsführer Atlantik Hafenbetriebe, Telefon: +49 (0)471 9477173, E-Mail: Wolfgang.Rose@atlantik-brh.de.
 
Bilddownload:
Das Bildmaterial ist bei themengebundener Berichterstattung und unter Nennung des jeweils angegebenen Bildnachweises frei zum Abdruck.
 
Foto 1: Präzisionsarbeit: Die Panoramabahn für die Rockys wird von den Atlantik Hafenbetrieben mit äußerster Vorsicht verladen. © Atlantik Hafenbetriebe
Foto 2: Geschäftsführer Wolfgang Rose: „Wir sind die Mittler zwischen See und Land.“ © WFB/Focke Strangmann
Foto 3: Nicht nur Züge verladen die Atlantik Hafenbetriebe, sondern auch viele andere schwere Geräte. © WFB/Focke Strangmann
 
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