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2. Bremerhavener Lebensmittelforum

26.10.2016, Autor: BIS mbH
Nachhaltigkeit hat in der Lebensmittelwirtschaft eine hohe Bedeutung

Trends und Innovationen in der Lebensmittelwirtschaft
Industrie und Ha ndel durchleuchten auf zweitem Bremerhavener  Lebensmittelforum die Verbraucherwartungen

Nachhaltiges Handeln bekommt für die Lebensmittelwirtschaft eine rasant wachsende Bedeutung. „Treibende Kraft sind nicht nur die deutlich spürbaren Verbrauchererwartungen, sondern auch unser eigenes Interesse, die Grundlagen unseres wirtschaftlichen Handelns zu erhalten“, sagt Ulrich Grewe, Geschäftsführer Produktion und Technik der Fischmanufaktur Deutsche See in Bremerhaven. „Immer mehr Kunden fragen kritisch nach, ob Produkte auch unter Umwelt- und sozialen Aspekten empfehlenswert sind“, bestätigt Dr. Frank Thiedig, für Nachhaltigkeitsfragen zuständiger Geschäftsbereichsleiter der EDEKA Minden-Hannover. Beide gehören zu den Referenten des 2. Lebensmittelforums in Bremerhaven am heutigen Dienstag (25. Oktober 2016), das die Verbrauchererwartungen an die Lebensmittelwirtschaft thematisiert.

Beide Unternehmen gelten in der Branche als Pioniere in Sachen Nachhaltigkeit. „Themen wie Regionalität, Natürlichkeit und soziale Verantwortung sind Teil unserer DNA“, sagt Thiedig. Als Genossenschaft selbstständiger Kaufleute hat EDEKA seit mehr als 100 Jahren eine besonders enge Beziehung sowohl zu den Kunden als auch zu Lieferanten und zu den Produkten: „Dem Anspruch ‚Wir lieben Lebensmittel‘ wollen wir auch zunehmend im Bereich Nachhaltigkeit gerecht werden, das ist auch eine Verpflichtung gegenüber unseren Kundinnen und Kunden“, so Thiedig. Eine ähnliche Selbstverpflichtung gingen auch die heutigen Inhaber der Deutsche See ein, als sie 1998 die größte deutsche Fischproduktion und -handlung übernahmen und bewusst zur „Fischmanufaktur“ umbauten: „Nur wenn wir unser Umwelt- und Energiemanagement und unser soziales Engagement immer weiter optimieren, können wir auch auf lange Sicht hochwertigen Fisch und Fischprodukte auf den Teller bringen“, sagt Grewe.

Das Beispiel Deutsche See zeigt, dass eine solche Selbstverpflichtung in einem engen Zusammenhang mit dem Marktgeschehen steht. „ Die ganze Branche hat mit gravierenden Problemen im ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Bereich zu kämpfen, die auch öffentlich breit diskutiert werden“, sagt Grewe. Wer in diesem Umfeld nicht zum Getriebenen von Vorurteilen, politischen Debatten und negativen Schlagzeilen werden will, müsse aktiv werden, betont Grewe: „Es gibt echte Probleme, die schnell angepackt werden müssen. Aber es gibt eben auch Vorurteile und Fehlinformationen, denen man entgegentreten muss.“

Im Unternehmensalltag müssen sich Nachhaltigkeitsbemühungen und -versprechen allerdings stets aufs Neue gegenüber anderen Markteinflüssen behaupten. Fast die gesamte Lebensmittelbranche in Deutschland steht unter starkem Preisdruck bei gleichzeitig nur geringen Margen. Das Verbraucherverhalten ist häufig durchaus zwiegespalten: „Einerseits erwarten die Kunden hohe Qualitäten und ein verantwortungsbewusstes Handeln, andererseits ist nicht jeder bereit oder in der Lage, den dafür notwendigen Preis zu zahlen“, weiß Thiedig. Unternehmen wie EDEKA haben diese Teilung des Verbraucherverhaltens in ihrer Nachhaltigkeitsstrategie berücksichtigt: „Wir bieten Produktalternativen an, so dass der Kunde für sich entscheiden kann, wie viel ihm Nachhaltigkeit wert ist.“ Langfristig, so ist sich Thiedig sicher, werde sich Nachhaltigkeit durchsetzen: „Der Trend ist eindeutig, und zunehmend auch im Preiseinstieg bemerkbar. Unsere Unternehmen werden nachhaltiger, aber mit der Brechstange geht es nicht.“ 

Die Lebensmittelindustrie muss dem Thema Nachhaltigkeit auch im eigenen Interesse künftig mehr Aufmerksamkeit widmen. Davon ist Dr. Axel Kölle, Gründer und Leiter des Zentrums für Nachhaltige Unternehmensführung (ZNU) an der Universität Witten/Herdecke überzeugt. „Letztlich geht es auch um die langfristige Sicherung der Rohstoff-Versorgung.“ Dafür seien Maßnahmen zum Natur- und Ressourcenschutz als auch ein soziales Engagement in den Erzeugerländern erforderlich. Zusätzlich sei Nachhaltigkeit aus internen Gründen für die Unternehmen wichtig: „Wer Wasser und Energie im Produktionsprozess spart, senkt auch seine Betriebskosten“, nennt Kölle als Beispiel.

Der Handel entwickelt laut Kölle verstärkt konkrete Erwartungen an die Industrie: „Eines der Topthemen ist die Frage der richtigen Verpackung; zudem erwartet der Handel, dass die Aktivitäten der Industrie auch nach außen sichtbar und nachvollziehbar sind.“ Das Verbraucherverhalten sei dagegen noch etwas indifferent: „Es gibt eine deutliche Diskrepanz zwischen dem Wissen und Handeln.“ Die Verbraucher erwarten zwar Nachhaltigkeitsinitiativen der Unternehmen, honorieren sie aber nicht unbedingt durch ihre Kaufentscheidungen: „Aber der Trend geht eindeutig zu einer wachsenden Nachfrage.“

Zu Beginn der Veranstaltung hatte Nils Schnorrenberger, Geschäftsführer der BIS Wirtschaftsförderung Bremerhaven die Bedeutung der Lebensmittelwirtschaft für den Standort Bremerhaven und ihre Rolle in Deutschland betont. In Bremerhaven habe unter anderem der Gedanke der nachhaltigen Fischerei seinen Ursprung: „Unsere Stadt ist gewissermaßen die Heimat des international anerkannten MSC-Siegels.“ Die Lebensmittelindustrie beweise hier in vielfältiger Weise Innovationskraft: „Viele Unternehmen in Bremerhaven setzen deutliche Akzente in Richtung Nachhaltigkeit, biologische Produkte aus Aquakulturerzeugung.“

Als Veranstalter des „Lebensmittelforum Bremerhaven“ trägt die Wirtschaftsförderungsgesellschaft BIS Bremerhaven der besonderen Bedeutung der Branche für die Stadt und für das Bundesland Bremen Rechnung. Rund 80 Unternehmen mit mehr als 4000 Beschäftigten verarbeiten hier jährlich mehr als 200 000 Tonnen Fisch und damit mehr als die Hälfte der Gesamtmenge in Deutschland. Außerdem ist die Stadt Standort namhafter Hersteller von Tiefkühlkost und weiteren hochwertigen Lebensmitteln. Rund um die Industrie ist ein engmaschiges Netzwerk aus Forschung und Logistik entstanden. Das Lebensmittelforum wird in Kooperation mit dem Forschungsinstitut ttz Bremerhaven, dem Verband Nahrungs- und Genussmittelindustrie Bremen e.V. (NaGeB) sowie der Handelskammer Bremen - IHK für Bremen und Bremerhaven ausgerichtet. Mit erneut mehr als 110 Teilnehmern aus ganz Deutschland hat die zweite Veranstaltung bewiesen, dass das junge  Veranstaltungsformat einen festen Platz in der Branche gefunden hat.

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Standortmarketing
Uwe Kiupel

Tel: (0471) 9 46 46-330
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